Drei Bundesstaaten in 24 Stunden

Bis jetzt ist meine Reise durch Australien wie geschmiert gelaufen. Alles hat wie am Schnürchen geklappt. Bis jetzt. Das Jetzt von gerade eben ist die Vergangenheit des neuen Jetzt. Denn jetzt kommt es gerade ganz dicke.

Nach dem Einsteigen in den Jetstar Flieger nach Sydney beobachte ich abwesend das Stewardessen-Ballett a.k.a. Sicherheitseinweisung. Dann warte ich darauf, dass es losgeht. Und warte, und warte … und es geht nicht los. Irgendwann meldet sich der 1. Offizier: „As you can see we are not yet on our way …” Beim Durcharbeiten der Checklisten ist ein technisches Problem aufgefallen. Er bittet kurz um Geduld, sie würden gerade mit der Basis in Melbourne sprechen. Wenige Minuten später der Kapitän: „Wir brauchen einen Ingenieur, der sich gerade in Alice Springs in eine Chartermaschine gesetzt hat. Alle wieder aussteigen.“

Oh je … das kann ja lustig werden. Alle wieder zurück ins Gate und warten. Nach einer gefühlten Ewigkeit dann die neuerliche Durchsage: Dieses Flugzeug wird heute nicht mehr fliegen. Eine Ersatzmaschine ist angefordert – alle Reisenden werden zurück ins Hotel gefahren und dort mit Essen versorgt. Geschätzte neue Abflugzeit: 19.30 Uhr. Der Start war ursprünglich für 14:15 geplant!

Im Ayers Rock Resort angekommen bildet sich vor dem von der Airline vorgegebenen Restaurant eine lange, eine sehr lange Schlange. In weiser Voraussicht habe ich dafür gesorgt, ziemlich weit vorne zu stehen. Ich gehe rein, bestelle, bekomme mein Essen, verspeise es in Ruhe, stehe auf und gehe wieder raus. Die Schlange vor der Tür scheint dennoch genauso lange zu sein, wie zuvor. Arme Schweine …

In der Zwischenzeit erkunde ich noch ein wenig die Gegend und entdecke einen der Gründe, warum ich überhaupt nach Australien gekommen bin: eine der Australischen Buschblüten, Sturt Desert Pea. Direkt vor meinem (ehemaligen) Hotel. Das muss dann wohl das Gute im Schlechten, das Glück im Unglück sein.

Sturt Desert Pea
Sturt Desert Pea

Um 18.30 Uhr werden wir wieder aufgesammelt und zum Flughafen gefahren. Nochmal durch die Security, und dann heißt es wieder warten. Ein Ersatzflugzeug ist auf dem Rollfeld noch nirgends zu sehen. Die Zeit zieht sich wie Kaugummi. Irgendwann um die ursprünglich geplante neue Abflugzeit herum bekommen die ersten Mitreisenden verwirrende Kurznachrichten, dass sie auf einen Flug morgen früh um 8 Uhr umgebucht seien. Ich bekomme nichts, denn die Netzversorgung am Flughafen ist unterirdisch. Gestrandet und ohne Netz. In Zeiten der modernen Telekommunikation fühlt sich das an wie kurz vor dem Fegefeuer.

Wieder etwas später dann eine offizielle Durchsage. Der Ersatzflieger schafft es nicht, rechtzeitig genug da zu sein, damit wir noch vor dem nächtlichen Flugverbot in Sydney ankommen werden. Deshalb wird er uns nach Melbourne bringen, wo wir übernachten und am nächsten Morgen mit einer Quantas Maschine nach Sydney weiterfliegen. Abflug nach Melbourne wird gegen 20.30 Uhr sein. Eine kurze Überschlagrechnung lässt Böses ahnen: Wenn alles gut läuft, landen wir gegen Mitternacht, bis wir im Hotel sind wird es ein Uhr werden und um acht startet der Flieger nach Sydney – das heißt Airport um sechs und Aufstehen um kurz nach fünf. Das gibt mir, nachdem mein Tag dann 20 Stunden lang gewesen sein wird, etwa vier Stunden Schlaf.

Der Ersatzflieger kommt und startet „pünktlich“. Im Endeffekt wird jedoch aus der vorhergesehenen späten Ankunft im Hotel eine noch spätere Ankunft. Erst um zwei Uhr nachts kann ich das Licht aus und die Augen zu machen. Zuvor musste ich mich noch mit diversen Angestellten diverser beteiligter Firmen rumschlagen, um eine verbindliche Abfahrtszeit für das Shuttle am nächsten Morgen zu bekommen. Um sechs geht es wieder los, also Schlafen bis 5:15 Uhr. Ist wohl irgendwie meine Uhrzeit hier in Australien.

Über die Konsequenzen meines Schlenkers nach Melbourne mag ich noch gar nicht so recht nachdenken. Ians Workshop startet um neun, um 11:15 Uhr geht es auf zum Bushwalk, einem der Hauptgründe für meine Reise nach Australien. Zuvor muss ich erstmal in Sydney ankommen (9:25 Uhr), meinen großen Koffer im ibis Hotel abholen, zum Bahnhof kommen und dann mit dem Bush nach Terrey Hills fahren. Objektiv nicht machbar. Mal sehen, wie ich das Beste draus machen kann.

Über das Thema Entschädigungen werde ich mich dann später noch mit Jetstar unterhalten müssen. Bisher hattee ich weder Zeit noch die Gelegenheit, denn die Mitarbeiter machen sich ziemlich rar.

Aktuell sitze ich gerade übermüdet im Quantas Flieger nach Sydney. Mein aktueller „Masterplan“ sieht vor, zum ibis zu laufen (ca. 10 Minuten), mir unterwegs die Uber App runterzuladen und zu hoffen, dass ich so kurzfristig eine Fahrgelegenheit nach Terrey Hills bekommen werde. Für Bus und Bahn habe ich gerade keinen Nerv. Mal schauen, was das Universum so davon hält …

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