Vor einigen Jahren habe ich mich entschlossen, den Fernseher rauszuwerfen und dem Konsum des immer hirnloser werdenden TV-Programms vollständig zu entsagen. Ich erinnere mich gerne zurück an die ersten Tage und Wochen der fernsehfreien Zeit, denn ich fühlte mich so, als ob mir jemand jeden Tag einige Stunden zusätzlich geschenkt hatte, die ich für angenehme Dinge wie lesen, spielen oder auch nur schlafen verwenden konnte. Wunderbar!
Seitdem schalte ich nur, wenn ich irgendwo im Hotel bin mal die Glotze ein … und schalte sie normalerweise auch recht schnell wieder aus, weil das, was man da zu sehen bekommt ein solch großer Schmarrn ist, dass ich nicht mehr dazu in der Lage bin, das mehr als ein paar Minuten zu ertragen.
Im Urlaub hatte ich nach einigen Monaten wieder einmal die Gelegenheit (oder sollte ich sagen: kam in die Verlegenheit?) ein Fernsehgerät im direkten Zugriff zu haben. Nach einem anstrengenden Tag der Erholung schaltet man dann halt doch mal das Gerät an und landet in einer Welt, von der zumindest ich mich schon so weit entfernt habe, dass das, was da über die Mattscheibe flimmert wie eine (schlechte) Parodie wirkt. Werbesendungen, Reality TV (das in Wirklichkeit alles andere als real ist), Spielshows und pseudo-autentische Dokumentationen … ich bin aus dem Kopfschütteln nicht mehr rausgekommen.
Den Vogel abgeschossen hat jedoch eine auf seriös gemachte “Doku” über ein hochbegabtes Kind, das offensichtliche Probleme mit sozialen Interaktionen und einfachen Dingen wie Motorik, etc. hat, jedoch angeblich schon mit drei Jahren die Steuererklärung der Eltern machte. Wenn man sich mit dem Thema Hochbegabung etwas auseinandersetzt, dann kommt man schnell darauf, dass es so etwas wie Inselbegabungen und das Asperger-Syndrom gibt. Das Kind in dem Beitrag war offensichtlich ein deutlicher Fall von Asperger (vorausgesetzt, der Film war nicht vollständig fiktiv). Was bei mir jedoch eine Sicherung zum Durchbrennen brachte war der Satz der süffisant sprechenden Kommentatorin, die frei zitiert sagte: “Obwohl er [das Kind] schon einmal fahrradfahren konnte hat er es wieder verlernt – ein typisches Problem von Hochbegabten”. Aaargh! Es mag sein, dass es Asperger Kinder gibt, die auch das Fahrradfahren wieder verlernen. Deswegen jedoch auf alle Hochbegabten zu schließen ist jedoch bodenlos.
Ob dieser Beitrag einfach nur dumm oder doch tendenziös war kann ich nicht beurteilen, da ich den Fernseher umgehend ausgeschaltet habe. Wenn ich jedoch von der Qualität dieses “Berichts” auf den Gesamtzustand der Fernsehunterhaltung schließe, dann wird mir einerseits ziemlich übel, andererseits gratuliere ich mir rückwirkend zu der Entscheidung, den Fernseher aus meinem Haus zu verbannen.