Maikäfer flieg – im Herzen ist noch Krieg

Warum die emotionalen Wunden des 2. Weltkriegs immer noch bluten.

Auch wenn der 2. Weltkrieg seit über 75 Jahren offiziell vorbei ist, sind seine emotionalen Folgen in Europa immer noch präsent. Vom Krieg traumatisierte Eltern haben Kinder großgezogen, die schwer an der Last ihrer Eltern tragen. Selbst die “Kriegsenkel”, die Generation, die etwa zwischen 1960-1975 geboren ist, spürt die Konsequenzen, die der Weltkrieg auf die Seelen der Menschen hatte, noch deutlich.

Wir haben die Chance, die Wunden zu heilen, weil es uns wirtschaftlich gut geht und wir deshalb unseren Fokus vom reinen Überleben weg auf Heilung und Wachstum richten können. Werkzeuge wie systemische Aufstellungsarbeit und Kinesiologie können uns dabei helfen. Und alles, was wir für uns selbst erledigen, müssen wir nicht mehr an unsere Kinder weitergeben.

Ein Durchbruch bei der Ahnenforschung

Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich mit der Ahnenforschung (Genealogie) begonnen habe. Ich muss etwa 18 Jahre alt gewesen sein und habe natürlich als erstes meine lebenden Vorfahren, sprich Großeltern ausgefragt. Danach ging es klassisch weiter: Briefe an die Standesämter geschrieben, Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden angefordert und das ganze dann in einem DOS Programm (ja, so alt bin ich schon ;-)) eingetragen.

Standesämter gibt es in Deutschland flächendeckend seit 1876. Im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland ist es in der Regel auch problemlos möglich, Urkunden bis zurück zu dieser Zeit anzufordern. Komplizierter wird es, wenn es a) um die Zeit davor oder b) um Gebiete geht, die heute nicht mehr zu Deutschland gehören.

Da meine Großmutter aus Ostpreußen stammt, stand ich quasi seit dem Beginn meiner genealogischen Forschungen bei dieser Linie vor einer verschlossenen Tür, bei der wenig bis gar keine Hoffnung bestand, dass ich sie jemals öffnen können würde. Meine Oma hat sich natürlich noch an ihre eigenen Großeltern erinnert, da war dann aber auch Schluss. Von den Urgroßeltern wusste sie außer dem Vornamen einer Uroma nichts mehr. Briefe an die Stellen, in denen das Wenige, was an Beständen aus ostpreußischen Standesämtern und Kirchenbüchern den Krieg überstanden hat aufbewahrt wird, wurden entweder erst nach vielen Monaten oder gar nicht beantwortet. Und immer war das Ergebnis negativ.

Seit das Internet zum Alltagsmedium geworden ist, hat sich auch im Bereich Ahnenforschung einiges getan. Insbesondere die “Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage” (die Mormonen), für die die Abstammung aus religiösen Gründen sehr wichtig ist, leisten hier unschätzbare Arbeit, indem sie alles, was sie an Dokumenten in die Finger bekommen können, digitalisieren, mithilfe von Freiwilligen indexieren und dann kostenlos über die FamilySearch Website zur Verfügung stellen. Was ich in diesen Datenbanken schon an Informationen gefunden habe, ist von unschätzbarem Wert.

Neben FamilySearch gibt es noch einige weitere, kommerzielle Webseiten, wie Ancestry.de oder MyHeritage.de, die ebenfalls indexierte Daten und eine Community anbieten. Dort hatte ich mich auch schon vor Jahren registriert, dann aber wieder gekündigt, weil keine neuen Informationen von Bedeutung mehr zu finden waren. Insbesondere auch nicht in Bezug auf meine ostpreußischen Vorfahren. Es blieb dabei – meine Urgroßeltern hatte ich, ab der Generation davor fehlte alles.

In dem Programm, das ich für meine Ahnenforschung benutze (MacStammbaum – tolle Software!) gibt es eine Fächeransicht, bei der die Ahnen in konzentrischen Kreissegmenten angezeigt werden. Jedes Mal wenn ich das Ding betrachtet habe, und die riesige Lücke in einem Quadranten sah, nagte es an mir. Klar, es ist normal, dass man in einigen Linien weiter kommt als in anderen, aber nur bis zu den Urgroßeltern? Das war definitiv nicht weit genug.

Ahnenforschung passiert bei mir immer in Schüben. Mal ein paar Tage sehr intensiv, und dann Wochen oder Monate wieder gar nicht. Letzte Woche habe ich dann, den Impuls gehabt, mal wieder bei Ancestry.de reinzuschauen. So richtig viel habe ich mir nicht erwartet und mehr aus Gewohnheit habe ich auch die ollen Ostpreußen mal wieder durch die Suche gejagt. Als dann die ersten Treffer auf dem Bildschirm erschienen, ist mir buchstäblich alles aus dem Gesicht gefallen …

Gefunden habe ich schließlich digitalisierte Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden meiner Urur-Großelten und aller ihrer Kinder, sowie die Namen der Generation davor, alle vom Standesamt Insterburg. Nach 25 Jahren erfolgloser Suche hat sich das für mich wie der heilige Gral angefühlt. Wirklich.

Der anschließende intensive Raubzug durch die Archive von Ancestry.de hat mir noch eine ganze Reihe weiterer Erkenntnisse in anderen Linien beschert, unter anderem von Ahnen, deren Namen ich bisher immer falsch gelesen hatte und deswegen nicht weitergekommen bin.

Bei den Ostpreußen bin ich einen großen Schritt vorwärts gekommen. Die Daten, die mich nun interessieren liegen alle vor 1876, so dass es keine standesamtlichen Aufzeichnungen mehr geben kann. Ob und wann die betreffenden Kirchenbücher auftauchen und indexiert werden, weiß ich nicht, aber es ist ja schon einmal ein Wunder geschehen …