Nun ist er also vorbei – der Tag an dem der Mann mit dem rosa “T” auf der Brust kam, und mir meinen treuen, kupferbasierten ISDN Anschluss genommen hat, der mich schon seit 1995 begleitet hat. Ein wenig weh hat es schon getan, als er mir sagte: “Ich ruf’ dann mal in der Zentrale an, die klemmen den alten Anschluss dann ab!”. Aber er hat mir zum Trost etwas dagelassen: Meinen state-of-the-art, nigel-nagel-neuen FTTH Glasfaseranschluss. Irgendwie klappt das mit dem Trösten 😉
Die Telekom macht, wenn sie vor Ort kommen muss, bekanntermaßen immer hochpräzise Termine. Bei mir war es ein flockiges “zwischen acht und dreizehn Uhr”, mit dem der Exekutor sich ankündigte. In der leisen Befürchtung/Hoffnung, dass er gleich um acht auf der Matte stehen würde habe ich meine digitalen Angelegenheiten geregelt, alles was gestern noch schnell erledigt werden musste, und nicht bis Mittwoch warten konnte, musste bis acht getan sein. Man weiß ja nie. Und dann begann das Warten …
Es ist erstaunlich, mit was man sich, auch wenn man ein Geschäft betreibt, die Zeit vertreibt, wenn man darauf wartet, dass einem jemand den Online-Saft abdreht. Offline-Büroarbeit, Ablage, vereinzelte Kundenanrufe, denen man dann immer schön brav sagt, dass die Telekom ggf. gleich den Anschluss lahmlegt, und dazwischen immer mal wieder eine Runde Onlinespiele.
Gegen elf ist er dann tatsächlich erschienen. Netter Mensch, der Telekom Techniker. Er hat kurzen Prozess gemacht: Glasfaserdose überprüft, Modem angeschlossen, kurz gezittert, ob die grüne Leuchte auch wirklich angeht, erleichtertes Seufzen als das dann nach einigen Sekunden der Fall war, und die Anweisung an mich, ich könnte nun den Router anschließen. Eben noch den Techniker wieder in den Keller gelassen, damit er die Telekom-Dingelchen, die dort an den Wänden hängen, wieder ordnungsgemäß verschließen und seinen Anruf an die Zentrale absetzen kann, und dann mache ich mich an die Arbeit, den Speedport W931Fiber anzuschließen. Für einen alten IT Hasen wie mich kein Problem. Verbindungskabel, Strom, Quick-Start-CD für die automatische Konfiguration eingelegt und dann kam der große Moment … an dem leider nichts passiert ist 🙁
Ok. Der Mann hat gesagt, es kann fünf bis zehn Minuten dauern, bis der Anschluss umgeschaltet ist. Der alte ISDN geht noch, also heißt es, noch ein wenig mehr Geduld zu haben. Interessehalber versuche ich mal die Konfigurationsoberfläche des Speedport Routers aufzurufen. Nichts passiert. Ich fühle ein flaues Gefühl im Magen. Die webbasierte Oberfläche sollte eigentlich da sein, egal ob der Anschluss nun schon aktiv ist oder nicht. Hmmm …
Zwischendurch probiere ich immer wieder die Autokonfiguration und die Weboberfläche aufzurufen. Beides scheitert mit Timeouts. Nach einer halben Stunde frage ich mich, ob hier alles mit rechten Dingen zugeht. Der Techniker ist nicht mehr aufgetaucht. Klar … ich hatte ihm im Keller noch gesagt, er solle einfach die Tür hinter sich zuziehen. Hat er offensichtlich getan und sich dann still und leise vom Acker gemacht ohne sich zu verabschieden. Und mein Anschluss geht immer noch nicht. Ich fühle mich betrogen.
Nach weiteren 10 Minuten erfolglosen Testens, inzwischen ist die halbe Netzwerkverkabelung durch improvisierte Strippen ersetzt, die ausschließen sollen, dass irgendwo in einem Switch oder sonstwo eine mögliche Fehlerquelle sitzt, rufe ich das Glasfaserteam in Magdeburg an. Wie denn der Status sei, möchte ich wissen. Die freundliche Dame verweist mich an die technische Glasfaser-Hotline. Sobald ich da einen Ansprechpartner am Rohr habe, was erfreulich schnell geht (klar, weil die Glasfaserkunden noch eine relativ seltene Spezies sind), sagt er mir zu, den Techniker anzurufen und sich bei mir zu melden.
Gemeldet hat er sich dann letztlich nie, aber nach erneuten 10-15 Minuten kommt auf einmal Leben in meine Konfigurationsversuche, die Weboberfläche des Routers beginnt auf einmal zu antworten und auch die Autokonfiguration scheint zu funktionieren. Da zuerst die manuelle Konfiguration reagiert hat, habe ich gleich mal meine Zugangsdaten eingegeben, was dann dafür sorgt, dass die Autokonfiguration mit dem Hinweis abbricht, ich hätte den Router schon von Hand konfiguriert. Danke auch. Weil mir die Lust fehlt, die Reset-Funktion des Routers zu suchen, bringe ich das Werk halt manuell zuende.
Die Internetverbindung steht, die Telefonnummern sind schnell eingegeben und auch das Anmelden des Mobilteils geht in wenigen Sekunden vonstatten. Der erste Testanruf und … Schauer von Glücksgefühlen durchfließen meinen Körper. Ich hatte nie gedacht, dass mich ein einfaches Telefonklingeln einmal so glücklich machen würde. Nun funktioniert er also, mein FTTH Anschluss und ich kann mich dem Mittagessen widmen, zu dem mich meine Frau schon vor geraumer Zeit gerufen hatte.
Nach dem Essen und dem obligatorischen Espresso gehe ich wieder ins Büro und schaue dem Speedport Router tief in die Augen. Schick sieht er schon aus, aber ihm fehlen wichtige innere Werte: Die integrierte Fax- und Anrufbeantworterfunktion, die meine FRITZ!Box zum unentbehrlichen Helfer im Büro macht. Nach kurzem Zögern beschließe ich, meine guten Vorsätze über Bord zu werfen, und mein Glück herauszufordern: Wird die FRITZ!Box auch so leicht zu konfigurieren sein?
Umgestöpselt ist schnell. Der FRITZ!Box mitgeteilt, dass sie ab sofort ein externes Modem verwenden soll, Zugangsdaten können recycelt werden. Übernehmen und Test der Internetverbindung … erneute Glücksgefühle. Nun kommt der knifflige Teil: Das Einrichten der IP-basierten Rufnummern. Rückblickend gesehen ist auch das trivial, aber währenddessen war mir schon ein wenig mulmig. Nachdem die erste Rufnummer anstandslos akzeptiert wurde weiß ich: Ich habe gewonnen. Der Rest ist nur noch solide Handarbeit: Die restlichen Rufnummern einrichten, die Mobilgeräte sind ja noch da. Rufnummernzuordnung neu eingetragen und der Fall ist erledigt. Meine FRITZ!Box ist online, die Telefone und das Fax funktionieren und obwohl das Büro wie ein Schlachtfeld aussieht weiß ich, dass ich wieder zu 100 % arbeitsfähig bin. Ein erfolgreicher Tag.
Die ersten Momente des Surfens auf der Glasfaserwelle fühlen sich tatsächlich deutlich flotter an, als es mit meinem lahmen und total veralteten VDSL Anschluss noch vor wenigen Stunden der Fall war. Ein Testdownload eines Gentoo ISO Images bringt jedoch erst einmal kurzzeitige Ernüchterung: Nur gut 30 MBit/s … was soll das denn? Ein Upload auf den eigenen Webserver zeigt jedoch solide 50 MBit/s im Upstream. So soll es ein.
Die Erkenntnis, das der Server bei meinem Downloadversuch evtl. in den USA stand, trifft mich wie ein Blitz. Vielleicht ist die Strecke nach Amiland ja einfach zu dünn für meinen Kraftprotz von Internetanschluss? Aber es gibt ja Websites in Deutschland, die die Geschwindigkeit von Breitbandanschlüssen halbwegs seriös messen. Also flugs speedtest.net aufgerufen und nach kurzer Zeit weiß ich: Alles ist gut. Mit einem Server in Frankfurt erreiche ich gute 93 MBit/s im Downstream und nahezu 50 MBit/s im Upstream. Heute ist ein schöner Tag.
Nun ist also der Zeitpunkt für ein kleines Resümee gekommen. Unter dem Strich muss ich sagen, dass der gesamte Prozess zwar lange gedauert hat, aber für mich ziemlich glatt gelaufen ist. Dass die Telekom gefühlte 25 Mitarbeiter geschickt hat, um die Kabel zu legen, umzulegen, zurückzuziehen und wieder neu zu legen, Kästchen an die Wand zu schrauben, die sie dann wieder abmacht, um sie anschließend wieder aufzuhängen und deren Innenleben zu tauschen, bevor zwei Rudel von Technikern sie unabhängig voneinander mehrfach überprüfen, habe ich mit Humor genommen. Es hat mich nichts gekostet und eigentlich ist eh immer jemand bei uns zuhause. Mit den Hotlines habe ich fast ausschließlich gute Erfahrungen gemacht, die Zusendung von Router und Installationsmaterial hat geklappt, der Techniker für die Umschaltung war auch innerhalb des angegebenen Zeitfensters da, und dass er sich einfach vom Acker gemacht hat, war wohl nur ein Kommunikationsproblem.
Die FRITZ!Box ließ sich sehr einfach konfigurieren und es waren keinerlei “Schweinereien” oder Kunstgriffe notwendig. Bisher läuft sie ohne jedes Murren hinter dem Glasfasermodem, und beschert mir einen Geschwindigkeitsrausch nach dem anderen. So kann ich also nur zu dem Schluss kommen, dass ich das Prädikat “Empfehlenswert” für den FTTH Glasfaseranschluss in Verbindung mit der FRITZ!Box 7390 von AVM vergeben kann. Besser kann man momentan in Deutschland nicht surfen.
Zu gegebener Zeit werde ich an dieser Stelle wieder berichten, wie sich die Kombination im Dauereinsatz bewährt hat, heute bin ich einfach ein glücklicher Kunde der Telekom.