Auschwitz vergessen? Nie! Aber ich trage keine Schuld daran.

Momentan macht ein Kommentar von Anja Reschke die große Runde in den sozialen Medien. Viele stimmen ihm uneingeschränkt zu. Beim Ansehen musste ich jedoch für mich feststellen, dass ich das nicht tue – zumindest nicht uneingeschränkt.

Vergessen darf man Auschwitz nie … aber zu meiner persönlichen Identität als Deutscher gehört es nicht. Es gehört zur Geschichte der Nation in der ich lebe, genauso wie der Massenmord an den Eingeborenen zu quasi jeder Nation der neuen Welt gehört. Aber es gehört nicht zu meiner Identität.

Ich bin ich. Ich habe niemanden ermordet oder auch nur weggesehen und geschwiegen, als andere gemordet haben. Ich trage keine Schuld an Auschwitz.

Wenn es Teil meines Weltbildes gewesen wäre, dass es in Ordnung ist, andere Menschen zu töten oder zu verletzen, dann hätte ich wahrscheinlich aus den schrecklichen Bildern der alliierten Kameraleute etwas gelernt. Aber das war gar nicht nötig.

Nur weil ich in Deutschland geboren bin und einen deutschen Pass habe, trage ich keine Schuld an Auschwitz. Die Generation der Schuldigen und der Opfer ist dabei, auszusterben. Und mit ihr muss auch das Thema von Schuld und Sühne sterben. Die Aufgabe der Lebenden ist es, das Gelernte nicht zu vergessen und dafür zu sorgen, dass so etwas nie wieder passiert. Nirgendwo auf der Welt.