Über Tun und Sein

Gerade beim Gang zur Post hat mich ein schöner Satz hinterrücks überfallen, den ich auf keinen Fall für mich behalten kann 😉

Es ist wahr, dass viele Menschen damit aufhören sollten, andauernd zu TUN und stattdessen beginnen, mehr zu SEIN. Um jedoch wahrhaft glücklich zu sein, ist es von Vorteil, wenn man die Kunst beherrscht, zu SEIN während man TUT.

Geniale a cappella Disney Parodie

Heute ist ein Tag, an dem ich nicht nur wegen meiner eigenen Affinität zu technischen Dingen dankbar für das Internet und die gegenwärtigen technisch Möglichkeiten im Bezug auf Multimedia bin. Hier ist ein Beispiel von einem vollkommen unbekannten jungen Kerl aus den USA, der sich die Mühe gemacht hat, ein ziemlich geniales Video zu drehen, in dem er ziemlich genial singt, und dabei noch ziemlich geniale Kritik an Umweltverschmutzung, Amerikas Politik, etc. anbringt.

Wer den englischen Text nicht versteht: Es geht darum, wie es den Disney Prinzessinnen nach dem jeweiligen Happy-End des Films geht. Ariell die Meerjungsfrau beschwert sich zum Beispiel darüber, dass sie nichts mehr sieht, weil der Ozean von BP so verschmutzt wird und die Japaner alle ihre Walfreunde umgebracht haben. Geniale Texte aber auch wenn man nur die Hälfte versteht, ist es es auf jeden Fall wert, das Video anzusehen.

Es ist abzusehen, dass das Video sehr schnell “viral”, also von Millionen gesehen werden wird. Und diese Millionen bekommen dann wieder einen kleinen Impuls, über den Wahnsinn, den viele hier auf der Erde fabrizieren nachzudenken. So geschehen Veränderungen: Peu á peu und in ganz gleinen Schritten. Aber steter Tropfen höhlt den Stein 🙂

One cool cat …

Unserer großer Kater ist ja ein bisschen eigen. Manchmal, wenn er vor der Terrassentür sitzt, reingelassen werden will, und nicht die richtige Person öffnet, dann dreht er sich um und geht wieder. Wenn er sich allerdings, so wie in den letzten Tagen, draußen seinen kleinen, pelzigen Arsch abfriert, dann ist er nicht mehr ganz so wählerisch … *grins*

Lichtgeschwindigkeit erreicht

Nun ist er also vorbei – der Tag an dem der Mann mit dem rosa “T” auf der Brust kam, und mir meinen treuen, kupferbasierten ISDN Anschluss genommen hat, der mich schon seit 1995 begleitet hat. Ein wenig weh hat es schon getan, als er mir sagte: “Ich ruf’ dann mal in der Zentrale an, die klemmen den alten Anschluss dann ab!”. Aber er hat mir zum Trost etwas dagelassen: Meinen state-of-the-art, nigel-nagel-neuen FTTH Glasfaseranschluss. Irgendwie klappt das mit dem Trösten 😉

Die Telekom macht, wenn sie vor Ort kommen muss, bekanntermaßen immer hochpräzise Termine. Bei mir war es ein flockiges “zwischen acht und dreizehn Uhr”, mit dem der Exekutor sich ankündigte. In der leisen Befürchtung/Hoffnung, dass er gleich um acht auf der Matte stehen würde habe ich meine digitalen Angelegenheiten geregelt, alles was gestern noch schnell erledigt werden musste, und nicht bis Mittwoch warten konnte, musste bis acht getan sein. Man weiß ja nie. Und dann begann das Warten …

Es ist erstaunlich, mit was man sich, auch wenn man ein Geschäft betreibt, die Zeit vertreibt, wenn man darauf wartet, dass einem jemand den Online-Saft abdreht. Offline-Büroarbeit, Ablage, vereinzelte Kundenanrufe, denen man dann immer schön brav sagt, dass die Telekom ggf. gleich den Anschluss lahmlegt, und dazwischen immer mal wieder eine Runde Onlinespiele.

Gegen elf ist er dann tatsächlich erschienen. Netter Mensch, der Telekom Techniker. Er hat kurzen Prozess gemacht: Glasfaserdose überprüft, Modem angeschlossen, kurz gezittert, ob die grüne Leuchte auch wirklich angeht, erleichtertes Seufzen als das dann nach einigen Sekunden der Fall war, und die Anweisung an mich, ich könnte nun den Router anschließen. Eben noch den Techniker wieder in den Keller gelassen, damit er die Telekom-Dingelchen, die dort an den Wänden hängen, wieder ordnungsgemäß verschließen und seinen Anruf an die Zentrale absetzen kann, und dann mache ich mich an die Arbeit, den Speedport W931Fiber anzuschließen. Für einen alten IT Hasen wie mich kein Problem. Verbindungskabel, Strom, Quick-Start-CD für die automatische Konfiguration eingelegt und dann kam der große Moment … an dem leider nichts passiert ist 🙁

Ok. Der Mann hat gesagt, es kann fünf bis zehn Minuten dauern, bis der Anschluss umgeschaltet ist. Der alte ISDN geht noch, also heißt es, noch ein wenig mehr Geduld zu haben. Interessehalber versuche ich mal die Konfigurationsoberfläche des Speedport Routers aufzurufen. Nichts passiert. Ich fühle ein flaues Gefühl im Magen. Die webbasierte Oberfläche sollte eigentlich da sein, egal ob der Anschluss nun schon aktiv ist oder nicht. Hmmm …

Zwischendurch probiere ich immer wieder die Autokonfiguration und die Weboberfläche aufzurufen. Beides scheitert mit Timeouts. Nach einer halben Stunde frage ich mich, ob hier alles mit rechten Dingen zugeht. Der Techniker ist nicht mehr aufgetaucht. Klar … ich hatte ihm im Keller noch gesagt, er solle einfach die Tür hinter sich zuziehen. Hat er offensichtlich getan und sich dann still und leise vom Acker gemacht ohne sich zu verabschieden. Und mein Anschluss geht immer noch nicht. Ich fühle mich betrogen.

Nach weiteren 10 Minuten erfolglosen Testens, inzwischen ist die halbe Netzwerkverkabelung durch improvisierte Strippen ersetzt, die ausschließen sollen, dass irgendwo in einem Switch oder sonstwo eine mögliche Fehlerquelle sitzt, rufe ich das Glasfaserteam in Magdeburg an. Wie denn der Status sei, möchte ich wissen. Die freundliche Dame verweist mich an die technische Glasfaser-Hotline. Sobald ich da einen Ansprechpartner am Rohr habe, was erfreulich schnell geht (klar, weil die Glasfaserkunden noch eine relativ seltene Spezies sind), sagt er mir zu, den Techniker anzurufen und sich bei mir zu melden.

Gemeldet hat er sich dann letztlich nie, aber nach erneuten 10-15 Minuten kommt auf einmal Leben in meine Konfigurationsversuche, die Weboberfläche des Routers beginnt auf einmal zu antworten und auch die Autokonfiguration scheint zu funktionieren. Da zuerst die manuelle Konfiguration reagiert hat, habe ich gleich mal meine Zugangsdaten eingegeben, was dann dafür sorgt, dass die Autokonfiguration mit dem Hinweis abbricht, ich hätte den Router schon von Hand konfiguriert. Danke auch. Weil mir die Lust fehlt, die Reset-Funktion des Routers zu suchen, bringe ich das Werk halt manuell zuende.

Die Internetverbindung steht, die Telefonnummern sind schnell eingegeben und auch das Anmelden des Mobilteils geht in wenigen Sekunden vonstatten. Der erste Testanruf und … Schauer von Glücksgefühlen durchfließen meinen Körper. Ich hatte nie gedacht, dass mich ein einfaches Telefonklingeln einmal so glücklich machen würde. Nun funktioniert er also, mein FTTH Anschluss und ich kann mich dem Mittagessen widmen, zu dem mich meine Frau schon vor geraumer Zeit gerufen hatte.

Nach dem Essen und dem obligatorischen Espresso gehe ich wieder ins Büro und schaue dem Speedport Router tief in die Augen. Schick sieht er schon aus, aber ihm fehlen wichtige innere Werte: Die integrierte Fax- und Anrufbeantworterfunktion, die meine FRITZ!Box zum unentbehrlichen Helfer im Büro macht. Nach kurzem Zögern beschließe ich, meine guten Vorsätze über Bord zu werfen, und mein Glück herauszufordern: Wird die FRITZ!Box auch so leicht zu konfigurieren sein?

Umgestöpselt ist schnell. Der FRITZ!Box mitgeteilt, dass sie ab sofort ein externes Modem verwenden soll, Zugangsdaten können recycelt werden. Übernehmen und Test der Internetverbindung … erneute Glücksgefühle. Nun kommt der knifflige Teil: Das Einrichten der IP-basierten Rufnummern. Rückblickend gesehen ist auch das trivial, aber währenddessen war mir schon ein wenig mulmig. Nachdem die erste Rufnummer anstandslos akzeptiert wurde weiß ich: Ich habe gewonnen. Der Rest ist nur noch solide Handarbeit: Die restlichen Rufnummern einrichten, die Mobilgeräte sind ja noch da. Rufnummernzuordnung neu eingetragen und der Fall ist erledigt. Meine FRITZ!Box ist online, die Telefone und das Fax funktionieren und obwohl das Büro wie ein Schlachtfeld aussieht weiß ich, dass ich wieder zu 100 % arbeitsfähig bin. Ein erfolgreicher Tag.

Die ersten Momente des Surfens auf der Glasfaserwelle fühlen sich tatsächlich deutlich flotter an, als es mit meinem lahmen und total veralteten VDSL Anschluss noch vor wenigen Stunden der Fall war. Ein Testdownload eines Gentoo ISO Images bringt jedoch erst einmal kurzzeitige Ernüchterung: Nur gut 30 MBit/s … was soll das denn? Ein Upload auf den eigenen Webserver zeigt jedoch solide 50 MBit/s im Upstream. So soll es ein.

Die Erkenntnis, das der Server bei meinem Downloadversuch evtl. in den USA stand, trifft mich wie ein Blitz. Vielleicht ist die Strecke nach Amiland ja einfach zu dünn für meinen Kraftprotz von Internetanschluss? Aber es gibt ja Websites in Deutschland, die die Geschwindigkeit von Breitbandanschlüssen halbwegs seriös messen. Also flugs speedtest.net aufgerufen und nach kurzer Zeit weiß ich: Alles ist gut. Mit einem Server in Frankfurt erreiche ich gute 93 MBit/s im Downstream und nahezu 50 MBit/s im Upstream. Heute ist ein schöner Tag.

Nun ist also der Zeitpunkt für ein kleines Resümee gekommen. Unter dem Strich muss ich sagen, dass der gesamte Prozess zwar lange gedauert hat, aber für mich ziemlich glatt gelaufen ist. Dass die Telekom gefühlte 25 Mitarbeiter geschickt hat, um die Kabel zu legen, umzulegen, zurückzuziehen und wieder neu zu legen, Kästchen an die Wand zu schrauben, die sie dann wieder abmacht, um sie anschließend wieder aufzuhängen und deren Innenleben zu tauschen, bevor zwei Rudel von Technikern sie unabhängig voneinander mehrfach überprüfen, habe ich mit Humor genommen. Es hat mich nichts gekostet und eigentlich ist eh immer jemand bei uns zuhause. Mit den Hotlines habe ich fast ausschließlich gute Erfahrungen gemacht, die Zusendung von Router und Installationsmaterial hat geklappt, der Techniker für die Umschaltung war auch innerhalb des angegebenen Zeitfensters da, und dass er sich einfach vom Acker gemacht hat, war wohl nur ein Kommunikationsproblem.

Die FRITZ!Box ließ sich sehr einfach konfigurieren und es waren keinerlei “Schweinereien” oder Kunstgriffe notwendig. Bisher läuft sie ohne jedes Murren hinter dem Glasfasermodem, und beschert mir einen Geschwindigkeitsrausch nach dem anderen. So kann ich also nur zu dem Schluss kommen, dass ich das Prädikat “Empfehlenswert” für den FTTH Glasfaseranschluss in Verbindung mit der FRITZ!Box 7390 von AVM vergeben kann. Besser kann man momentan in Deutschland nicht surfen.

Zu gegebener Zeit werde ich an dieser Stelle wieder berichten, wie sich die Kombination im Dauereinsatz bewährt hat, heute bin ich einfach ein glücklicher Kunde der Telekom.

FTTH: T minus 5 Tage

Nun sind es nur noch fünf Tage, bevor mir die Telekom meinen bewährten ISDN Anschluss wegnimmt, und ihn durch einen brandneuen, schicki-micki FTTH Glasfaseranschluss mit VoIP und allem Drum und Dran ersetzt. Die Nervosität steigt. Insbesondere, wenn heute ein Telekom Techniker anruft und den noch nicht geschalteten Anschluss “reparieren” will.

Nach kurzem Gespräch stellt sich heraus, dass er die Reparatur meint, die seine Kollegen schon vor drei Wochen gemacht haben. Ich hoffe, sie haben ihre technischen Prozesse besser im Griff als die logistischen … *schluck*

Inzwischen ist der Speedport W921Fiber Router sowie das Willkommenspaket für den Entertain Tarif angekommen. Ich habe mich entschlossen, am Dienstag zuerst den Telekomrouter in Betrieb zu nehmen, um so schnell wie möglich wieder erreichbar zu sein – schließlich läuft ja meine Firma über diesen Anschluss. Die FRITZ!Box werde ich entweder am Dienstag Abend oder, wenn es Probleme gibt, in Ruhe am Wochenende konfigurieren und in Betrieb nehmen.

I’ll keep you posted …

Kumon – ein erster Erfahrungsbericht

Das Schulsystem in Deutschland ist nicht optimal, darüber sind sich wohl alle einig. Manche verteufeln es, manche rebellieren dagegen, manche nehmen es einfach hin. Ich persönlich bin kein Freund davon, gegen Windmühlen zu kämpfen, deshalb akzeptiere ich alles, was mir gerade noch akzeptabel erscheint, und konzentriere mich darauf, die Unzulänglichkeiten der Schule zuhause auszugleichen.

Vor einiger Zeit wurde ich auf eine Methode mit dem Namen Kumon aufmerksam. Auf der Website wird das System wie folgt umschrieben:

“KUMON ist eine einzigartige Lernmethode, die Kinder und Jugendliche dabei unterstützt, ihre Selbstlernfähigkeit zu entfalten. Das gesamte Konzept und die Lernmaterialien werden dabei als Werkzeug verstanden, um diese Fähigkeit zu entwickeln.”

Ich bin normalerweise kein Freund von derartigen “Systemen”, dennoch haben die Berichte einer Bekannten und ihrer Kinder mein Interesse geweckt, so dass ich mich ein wenig mehr damit beschäftigt habe. Kumon ist eine Methode, die schon in den 50er Jahren von einem japanischen Lehrer mit eben diesem Namen (Toru Kumon) entwickelt wurde, um seinem eigenen Sohn zu helfen, den Schulstoff besser zu verinnerlichen. In meinen Augen sind darin schon zwei Pluspunkte enthalten: Wenn die Methode über 50 Jahre alt ist, dann existieren Erfahrungswerte in rauher Menge, und wenn der Erfinder sie für seinen eigenen Sohn entwickelt hat, dann sehe ich das auch als Qualitätsmerkmal an.

Die Kumon Lernförderung gibt es für die Fächer Mathematik und Englisch. Das Konzept besteht aus zwei Bausteinen: Der Verinnerlichung von Konzepten, bis sie ins Rückenmark übergegangen sind, und zusätzlich das Training von Konzentrationsspanne, Lerntechniken und der Fähigkeit, sich selbst neues Wissen zu erschließen. Und über allem steht die Intention, dass die Schüler dabei auch noch Spaß haben. Klingt wie ganz schön viel auf einmal.

Das Grundprinzip von Kumon ist das kontinuierliche Dranbleiben. Es wird jeden(!) Tag – auch am Wochenende und in den Ferien – ein Arbeitsblatt bearbeitet. Das ganze soll nicht mehr als ca. 20 Minuten dauern. Korrigiert werden die Arbeitsblätter von den Eltern, indem Fehler nur angestrichen werden, so dass das Kind selbst herausfinden muss, was falsch ist, und seinen Fehler auch selbständig korrigiert. Zweimal in der Woche wird das Arbeitsblatt im Kumon Lerncenter unter Aufsicht bearbeitet und dort korrigiert. Die zuhause gemachten Blätter werden dann ebenfalls angesehen.

Das Kumon System ist in eine vielzahl von Stufen mit zunehmender Schwierigkeit aufgeteilt. Wenn ein Kind alle Arbeitsblätter einer Stufe erfolgreich bearbeitet hat, kommt die nächste Stufe dran. Für die Entscheidung, ob eine Stufe erfolgreich abgeschlossen wurde werden die gemachten Fehler, aber auch die benötigte Zeit, sowie ein kurzer “Abschlusstest” herangezogen. Sollte eine Stufe mal nach den regulären Arbeitsblättern noch nicht sitzen, wird so lange wiederholt, bis das jeweilige Ziel erreicht ist.

Was mich bei Kumon besonders angesprochen hat, ist die Tatsache, dass die Kinder nicht mit ihrem aktuellen Schulstoff beginnen. Stattdessen wird ganz zu Beginn ein ca. 10 -minütiger Einstufungstest gemacht, aufgrunddessen man in einer bestimmten Stufe startet, die auch bei einer Viertklässlerin durchaus aus einfachen Addidtions- und Subtraktionsaufgaben der zweiten Klasse bestehen kann (so geschehen bei meiner Großen). Ziel ist es (und hier wird es richtig spannend), all die Lücken, die in der Schule nicht geschlossen werden konnten, nachträglich so zu reparieren, dass die Kinder die Fähigkeiten der jeweiligen Stufe aus dem Effeff beherrschen. Zu Lücken oder Unsicherheiten kommt es unserer Erfahrung nach in der Schule zwangläufig, weil nicht alle Schüler mit allen Themen gleich gut zurechtkommen, und inzwischen selbst in der Grundschule der Lehrplan so straff ist, dass man in Zeitdruck gerät, wenn man nicht ein (für manche Schüler zu) schnelles Temp einschlägt. Aus diesen Unsicherheiten folgen dann in späteren Klassen weitere Unsicherheiten und vor allem eines: Frust.

Unsere Große hat wie gesagt bei Kumon mit Additions- und Subtraktionsaufgaben aus der ersten und zweiten Klasse begonnen. Die Arbeitsblätter bestehen aus ca. 60 Rechenaufgaben wie z.B. 11 + 5 = ?, 11 + 6 = ?, 11 + 7 = ?, etc. Auch wenn unsere Tochter natürlich Addition und Subtraktion beherrscht, gab es sichtbare Unsicherheiten in Form eines kurzen Zögerns, wenn sie Aufgaben jenseits der 10 bearbeitete – der feine Unterschied besteht darin, ob man die Aufgabe sieht und die Lösung einfach “aus dem Rückenmark” hinschreibt, oder ob man für Aufgaben auf diesem Niveau tatsächlich noch im Kopf einen Rechenvorgang ausführen muss. Ersteres ist natürlich die bessere Variante, weil es einfach effektiver ist, besonders unter Zeitdruck und in Prüfungssituationen.

Durch die vielen Wiederholungen und das kontinuierliche Dranbleiben gehen solche einfachen Rechenoperationen in relativ kurzer Zeit in Fleisch und Blut über. So ist es auch nicht verwunderlich, dass unsere Tochter, ausgehend vom Zweitklassniveau, jeden Tag zwei statt einem Arbeitsblatt bearbeitet, und die ersten zwei Stufen innerhalb von gut vier Wochen durchlaufen hat. Wie gesagt: gelernt die Aufgaben zu lösen hat sie schon in der Schule – in Fleisch und Blut übergegangen ist es jedoch erst jetzt. Nun geht es weiter mit dem schriftlichen Addieren und Subtrahieren …

Ein weiterer spannender Aspekt bei Kumon ist, dass der Schüler nicht halt macht, wenn er auf dem Niveau der aktuellen Klasse angekommen ist. Tatsächlich ist es die Regel, dass die Kumon Schüler irgendwann damit beginnen, dem Stoff der Schule vorauszusein. Und jetzt mal ganz ehrlich: Gerade bei Mathe ist das ein paradiesischer Zustand. Auf den weiterführenden Schulen, insbesondere auf dem Gymnasium, haben die Schüler so viel um die Ohren, dass es extrem hilfreich ist wenn man sich um das für viele mit Stress verbundene Fach Mathematik quasi nicht mehr kümmern muss, oder?

Bevor wir Kumon ausprobiert haben, habe ich im Internet recherchiert und neben vielen positiven auch einige kritische Stimmen gesehen. Der hauptsächliche Kritikpunkt bestand dabei darin, dass Kumon angeblich stumpfes Auswendiglernen sei, und die Abstraktionsfähigkeiten nicht fördert, sondern sogar verkümmern lässt. Nachdem ich mir die Kumon Arbeitsblätter der höheren Stufen (Lineare Algebra, Analytische Geometrie, Stochastik, etc.) angesehen habe, habe ich mir dazu jedoch eine andere Meinung gebildet.

Ja, am Anfang ist es stumpfes Einüben, solange bis gewisse Dinge aus dem Effeff beherrscht werden. Aber mal ehrlich: Was will man mit dem kleinen Einmaleins und Additionen und Subtraktionen im Zahlenraum bis 100 auch anderes machen? Es gibt gewisse Dinge, die müssen einfach auswendig sitzen. Schon beim schriftlichen Multiplizieren und Dividieren ist es jedoch so, dass die Schüler auf dem Arbeitsblatt eine Beispielaufgabe finden und die darauf folgenden Aufgaben selbständig rechnen müssen. In späteren Stufen steht dann eine Anleitung zum Lösen der Aufgabe (zusammen mit Hintergrundwissen) auf dem Arbeitsblatt, und die Schüler haben die Aufgabe, sich das Thema selbständig zu erarbeiten, was ihnen auch nicht schwer fällt, denn sie werden ja von Anfang an dorthin geführt. In meinen Augen ist das eine sehr gute Methode, außerhalb des starren Korsetts der Schule die Fähigkeit zum selbständigen Lernen und Wissenserwerb zu trainieren.

Nach mehr als einem Monat Kumon kann ich für meine große Tochter folgende Zwischenbilanz ziehen:

  • Das Bearbeiten der Aufgaben hat ihr vom ersten Moment an Spaß gemacht, weil es ihr aufgrund der niedrigen Eingangsstufe leicht gefallen ist. So haben wir quasi jeden Tag Erfolgserlebnisse mit Mathe produziert. Der Spaßfaktor ist auch heute immer noch da.
  • Sie macht die Aufgaben, entgegen ihrer ansonsten manchmal recht überschaubaren Motivation, freiwillig und selbständig – oft muss man sie sogar nicht einmal daran erinnern.
  • In der täglichen Arbeit mit Kumon erleben wir, wie vermeidbare Fehler (mangelnde Konzentration, Sauklaue, etc.), die in Proben zu schlechteren Noten führen, langsam aber sicher ausgewetzt werden, weil es ihr irgendwann zu doof wird, die Aufgaben nur deshalb nochmal rechnen zu müssen, weil sie nicht sauber geschrieben oder die Aufgabenstellung nicht sorgfältig gelesen hat – vor allem das Letztere ist bisher ein Problem gewesen.
  • Die Besuche im Kumon Lerncenter machen ihr ebenso nach wie vor Spaß und die bestandenen Abschlusstests machen sie stolz wie Oskar.

Meine Konklusion: Für uns und unsere Tochter ist Kumon ideal – sie braucht einfach ein paar Wiederholungen mehr als ihr die Schule liefern kann, und wenn diese Wiederholungen auch noch in einer entspannten Atmosphäre und (bei uns ganz wichtig!) nicht durch Mama oder Papa geschehen, dann ist die Welt in Ordnung.

Ach ja: Der Preis. Kumon ist nicht billig, aber seinen Preis wert. Für 90 EUR im Monat (für das erste Kind und das erste Fach) bekommt man für jeden Tag mindestens ein Arbeitsblatt und zweimal in der Woche die Betreuung im Center. Weitere Fächer oder die Geschwister kosten dann nur noch 50 EUR im Monat. Für uns geht das in Ordnung.