OPCD – die neue psychische Erkrankung

Weiß jemand, an wen ich mich wenden muss, wenn ich ein neues Krankheitsbild in den ICD Katalog eintragen lassen will? Konkret handelt es sich um eine Störung, der ich das nette, englischsprachige Akronym OPCD geben möchte, alternativ gerne auch “Sann’s Disease” (benannt nach dem Entdecker, also mir). Wofür OPCD steht? Ist doch klar: für “Obsessive Political Correctness Disorder”, oder auf deutsch “Zwanghafte Politische Korrektheit”. Bei all denn netten Dingen, die schon heute im ICD-10 über sogenannte “psychische und Verhaltensstörungen” stehen, habe ich sicher eine gute Chance, aufgenommen zu werden.

Zur Begründung: In meinem Beitrag über die angeblich ausgrenzende Frage “Woher kommen Sie?” hatte ich bereits vorgeschlagen, den latent rassistischen und fremdenfeindlichen Terminus “Mensch mit Migrationshintergrund” durch folgende Version zu ersetzen: “Mensch mit von mir aufgrund oberflächlicher Beobachtung angenommenem Migrationshintergrund”. Was offensichtlich als satirische Überspitzung gemeint war, wird schneller als ich gedacht habe von der Realität eingeholt. In einem (gottseidank ironischen) Artikel der FAZ lief mir der (vom Urheber leider nicht ironisch gemeinte) Begriff “Person mit Migrationshintergrund ohne eigene Migrationserfahrung” über den Weg. Oh mein Gott.

Die Nationale Armutskonferenz (NAK), ein Verband, dem so illustre Organisationen wie die Caritas, das Deutsche Rote Kreuz und der Bundesverband Deutsche Tafel e.V. angehören, hat sich offensichtlich die Zeit genommen, eine “Liste der sozialen Unwörter” zusammenzustellen. Dort finden sich  Begriffe wie “alleinerziehend”, “arbeitslos” und (man höre und staune) auch das schlichte “Missbrauch” – natürlich nur im sozialen Zusammenhang.

Besonders haarsträubend (ähm … interessant) sind die Begründungen, warum bestimmte Begriffe sozial nicht akzeptabel sein sollen. Ich erlaube mir einige genüssliche Zitate:

“Ehrenamtspauschale” (=Richtig müsste es Ehrenamtseinkommensteuerpauschale heißen, denn besagte Pauschale kann nur entgegennehmen, wer eine Steuererklärung abgibt. Gerade arme Menschen können dies aber nicht, weshalb sie auch diese Entschädigung nicht erhalten)

“Alleinerziehend” (=Sagt nichts über mangelnde soziale Einbettung oder gar Erziehungsqualität aus. Beides wird jedoch häufig mit “alleinerziehend” assoziiert)

“Flüchtlingsfrauen” (=Überflüssig, weil das Wort Flüchtlinge beide Geschlechter umfasst. Ansonsten: ähnlich diskriminierend wie Arztgattin)

Letztlich läuft es darauf hinaus, dass die NAK, ebenso wie all die anderen potenziell an der OPCD erkrankten Menschen und Gruppierungen, alles aus der deutschen Sprache entfernen wollen, was nur irgendwie, bei Vollmond um Mitternacht, und wenn im Jahr zuvor an Weihnachten um 11:25 Uhr Schnee gefallen ist, jemanden verletzen könnte.

In diesem Zusammenhang (und um die potenziell Erkrankten nicht mit zu vielen Widerworten auf einmal zu stressen) schlage ich gleich noch einige weitere Wörter vor, die dringend einer Überprüfung in Bezug auf ihre politische Korrektheit bedürfen:

  • “Häuslebauer” (=Impliziert, dass der Bauherr aus Schwaben stammt, was in Bezug auf das mancherorts (z.B. in Berlin) geringe Ansehen des schwäbischen Dialekts diskriminierend ist).
  • “Weihnachtsmann” (=Ist in Hinblick auf die lange Geschichte der Gleichstellung von Mann und Frau ein unerträglicher, chauvinistischer Anachronismus. Es ist nicht bewiesen, dass die Geschenke von einem Mann gebracht werden).
  • “Deutschland-Achter” (=Wird zwar aktuell nicht mehr so häufig verwendet – gemeint ist das Achter-Boot der deutschen Ruder-Nationalmanschaft – ist jedoch diskriminierend, da mit dem Wort “Achter” üblicherweise eine Verbiegung eines Rades, z.B. beim Fahrrad, und damit ein Defekt/Schaden bezeichnet wird.)

Bleibt nur zu hoffen, dass mein Vorschlag für die OPCD baldmöglichst in den ICD Katalog aufgenommen wird, und die Pharmaindustrie schnell ein passendes Medikament aus der Schublade zieht. Bis dahin rate ich, Erkrankten mit Nachsicht zu begegnen, ihnen in der direkten Kommunikation einfach Recht zu geben, und sich im übrigen nicht um ihre Vorschläge zu kümmern.

 

Kleines Glasfaser Update

Nun ist es soweit: Ich kenne den Termin für die Umstellung auf Glasfaser (FTTH) meines Telefon- und Internetanschlusses. Am 12. März 2013 soll es so weit sein. Bis dahin war es allerdings ein weiter Weg (siehe hier und hier). Was lange währt, wird (hoffentlich) endlich gut.

Letzte Woche ist hier die Ultima-Ratio-Truppe der Telekom aufgeschlagen. Das sind die Jungs, die die Fehler der anderen ausbügeln, und die niemanden haben, auf den sie es schieben können, wenn es nicht funktioniert. Bei unserem FTTH Kabel mussten sie dann gleich nochmal den kompletten Anschlusspunkt (AP) austauschen, weil die Kollegen einen falschen verbaut hatten …

Bei einem netten Plausch mit den Herren, in dessen Verlauf ich erwähnte, dass ich ungefähr fünf oder sechs Mitarbeiter der Telekom oder derer Subunternehmer kennenlernen durfte, erfuhr ich dann, dass es in Aschaffenburg richtig gut läuft, im Vergleich zu anderen Städten. Dort gäbe es Häuser, die im Rahmen der Verlegung des Glasfasernetzes an die 20 (!) Besuche bekommen hätten. Ein Hausbesitzer mit einem besonders großen Sinn für Humor hatte sogar schon Filzpantoffeln für die diversen Techniker im Eingangsbereich bereitgestellt, und trug sich mit dem Gedanken, das Telekom Logo darauf anzubringen 🙂

Nach einer guten halben Stunde Arbeit war mein FTTH Anschluss, wenn man den Messgeräten trauen kann, auf jeden Fall technisch einsatzbereit. Auskunft der Monteure: Es geht dann automatisch eine E-Mail an die Vertriebler, die sich mit mir wegen eines Umschalttermins in Verbindung setzen. Und tatsächlich ist das schon am nächsten Tag geschehen. Ein freundlicher Herr aus dem FTTH Kompetenzcenter in Magdeburg hat die letzten Details abgefragt und den Termin bestätigt. Nun heißt es Daumendrücken, dass die Umstellung einwandfrei funktioniert.

Ich habe mich übrigens entschlossen, mit dem Standard-Telekom-Router Speedport W921 zu starten, um sicherzustellen, dass der Übergang so reibungslos wie möglich funktioniert. Die FRITZ!Box werde ich erst am Wochenende danach in Betrieb nehmen …

Das setzt dem Fass die Krone auf

Gerade habe ich einen Artikel auf www.migazin.de gelesen, der den bezeichnenden Titel trägt:

Ausgrenzende Frage: “Woher kommen Sie?“ – ein Beispiel für den alltäglichen Rassismus

Ähm, wie bitte? Zugegeben … als ich den Artikel gelesen habe, habe ich erwartet, dass sich am Ende Hape Kerkeling als eigentlicher Autor outet und das ganze als Satire entlarvt. Diese Hoffnung wurde leider bitter enttäuscht. Es hat sich auch kein anderer bekannter Spaßvogel zu diesem Artikel bekannt. Mir fehlen fast die Worte, diese (was ist die Steigerung von obsessiv?) Political Correctness noch zu kommentieren. Ich habe schon alle meine Superlative für die Debatte um das politisch korrekte Redigieren von Kinderbüchern verbraucht. Ich versuche es dennoch einmal. Ach ja … wer in meinen Kommentaren die eine oder andere Ironie findet, darf sie behalten 😉

„Menschen mit Migrationshintergrund“ werden in Deutschland durch die Frage „woher sie denn kommen“ zu „Fremden„ gemacht. Durch den unkritischen Umgang mit dieser Frage tragen viele von uns – auch Betroffene – zu dem Kreislauf des alltäglichen Rassismus und „Unterordnung“ der „Menschen mit Migrationshintergrund“ bei.

Ok, verstanden. Wenn ich also einen Menschen frage, woher er kommt, dann bin ich zumindest latent ein Rassist und am besten auch gleich ein Nazi, weil ich ja den Wert des anderen durch diese hinterhältige und nur scheinbar harmlose Frage herabsetze. So habe ich das noch nicht gesehen …

„Woher kommen Sie?“ ist in den meisten Fällen, eine versteckte Form, Information über die ethnische Herkunft einer Person einzuholen. Sie sollen ihre ethnische Herkunft offenlegen!

Man beachte das Ausrufezeichen am Schluss. Wie kann ein politisch korrekter Mensch nur allen Ernstes von einem anderen fordern, seine ethnische Herkunft offenzulegen. Das steht direkt auf einer Stufe mit der Frage an eine Frau nach ihrer Körbchengröße … ach nee, das war ja Sexismus. Und selbstverständlich ist der Grund, warum ich einen “Menschen mit Migrationshintergrund” (früher durfte man ja noch einfach “Ausländer” sagen) nach seiner Herkunft frage der, dass ich ihn im Hinterkopf schon in eines der vielen neuen Konzentrationslager sortiere, die wir sofort errichten werden, wenn der (noch) latente Rassimus wieder aus uns hervorbricht.

Außerdem: Wir in Deutschland sind nicht gerade bekannt dafür, dass wir eine offene und neugierige Kultur pflegen. Wieso sind wir aber in Hinsicht auf diese spezielle Frage so „offen“? „Menschen mit Migrationshintergrund“ werden doch selten etwas gefragt.

Ah ja … da gibt es natürlich die tief in unseren Genen verwurzelte Regel, dass man nicht mit “Menschen mit Migrationshintergrund” spricht. Wahrscheinlich, weil wir Angst haben, unrein zu werden oder uns mit was ganz Fiesem anzustecken.

Ein weißer Deutscher darf diese Frage wörtlich verstehen und hat das Privileg, den „Ort, woher er kommt“, selbst zu „bestimmen“. Ein Privileg, dass dem „Menschen mit Migrationshintergrund“ selten eingeräumt wird. Bei ihm wird die „Befragung“ mit hoher Wahrscheinlichkeit so lange fortgesetzt, bis aus seiner Antwort auch sein ethnischer Hintergrund hervorgeht bzw. der Fragesteller eine Antwort erhält, der sein Vorurteil befriedigt.

Mir fehlt die Kraft, das zu kommentieren …

Die Frage „Woher kommen Sie?“ ist nicht nur eine Frage, die den Teufelskreis vom Rassismus verstärkt. Sie bietet dem vermeintlichen Fremden auch eine Gelegenheit, den Teufelskreis vom Rassismus und Inferiorization zu brechen. Ihm wird eine Gelegenheit geboten, eine unerwartete Antwort zu geben und diese kulturell tief verwurzelte und gesellschaftlich akzeptierte Form des Rassismus herauszufordern.

Aha … das ist also die Lösung für das Problem. Einfach eine unerwartete Antwort geben. Wenn ich also einen Schwarzen (Entschuldigung: “Menschen mit Migrationshintergrund”) frage, wo er herkommt und er mit “Gelsenkirchen” antwortet, dann bin ich sofort geläutert und der in mir wohnende, latente Rassismus, wird sofort getilgt. Ach ja: Inferiori … wie war das Wort? Oh Mann …

Zum Schluss fällt mir ein, dass die Bezeichnung “Mensch mit Migrationshintergrund” eigentlich an sich auch schon abwertend ist. Sie unterstellt, dass das Gegenüber entwurzelt, aus seiner Heimat vertrieben, geflohen oder zumindest doch weggezogen ist – selbstverständlich mit allen negativen Folgen für die Psyche. So gesehen ist diese Bezeichnung eine gar nicht so latente Diskriminierung (und bestimmt auch Inferiorization, danke für das Wort) des anderen. Mein Lösungsvorschlag hierfür lautet, die Bezeichnung “Mensch mit Migrationshintergrund” ebenso zu ächten wie schon alle ihre Vorläufer inklusive “Ausländer”, “Neger”, etc. und stattdessen auf das politisch noch viel korrektere “Mensch mit von mir aufgrund oberflächlicher Beobachtung angenommenem Migrationshintergrund” umzustellen.

Das wird wohl dazu führen, dass solche unsäglichen Artikel noch ein wenig länger werden, aber man muss halt für die Political Correctness auch Opfer bringen.

Die unsägliche Sexismus-Debatte

Ich habe einige Zeit überlegt, ob ich zur rituellen Hinrichtung von Sexismus-Debatte über Rainer Brüderle etwas schreiben soll. Birgit Kelle hat mir freundlicherweise die Arbeit abgenommen, und ich bin ihr in der Tat sehr dankbar dafür, denn wenn ich als Mann das geschrieben hätte, was sie in ihrem Blog schreibt, hätte ich wahrscheinlich sofort dafür die rote Chauvinistenkarte gesehen. Die gibt es nämlich auch noch. Insofern kann ich allen Lesern nur den Artikel in ihrem Blog empfehlen.

Nachdem ich mir gestern die ganze(!) Folge von Markus Lanz mit dem ach so schlimmen Ausbruch von Katrin Sass angesehen habe (und nicht nur den etwas aus dem Zusammenhang gerissenen sensationsgeilen Ausschnitt auf YouTube), stellte sich mir die Frage, wo denn nun wirklich die Grenze für Männer (und übrigens auch andersherum für Frauen) liegen könnte und sollte. Die Teilnehmer der Diskussion im Fernsehen haben nicht geschafft, diese Grenze auch nur annähernd zu definieren. Dabei ist die Lösung doch  recht offensichtlich:

Wenn ich einen anderen Menschen angrabe, sei es des anderen Geschlechts, oder von mir aus auch des eigenen Geschlechts (um den Leuten den Wind aus den Segeln zu nehmen, die schon die rote Homophobie-Karte zücken wollen) dann ist das mein gutes, normalerweise der Erhaltung der Art dienendes Recht. Wenn der andere Mensch mir dann zu verstehen gibt, dass ich bei ihm nicht landen kann, dann ist das wiederum sein Recht und genau hier ist die Grenze – ich habe das zu akzeptieren und mit dem Baggern aufzuhören. Punkt. Nebenbei erwähnt ist es natürlich auch die Pflicht des Angegrabenen, unmissverständlich das eigene Missfallen über das angegraben Werden zu äußern. Letzlich läuft halt doch wieder alles auf eine offene und direkte Kommunikation heraus.

Wenn in diesem Land jeder auch noch so plumpe, verbale Versuch, eine Frau anzugraben sofort mit mit einem Sexismusvorwurf bestraft wird und im schlimmsten Fall mit einer medialen öffentlichen Hinrichtung endet, dann werden die Deutschen tatsächlich irgendwann aussterben. Der Titel des oben empfohlenen Artikels lautet übrigens “Dann mach doch die Bluse zu!” Dem ist nichts mehr hinzuzufügen 🙂

http://www.freiewelt.net/blog-4951/dann-mach-doch-die-bluse-zu!.html