Erstaunlich tiefsinnig

Habt Ihr Euch eigentlich mal den Text des Liedes “New York, Rio, Rosenheim” von den Sportfreunden Stiller richtig angehört? Wirklich tiefsinnig und gut! Und das Ganze im Mainstream. Toll 🙂

Wir strahl’n wie ein Reaktor
nach ‘nem Pilsrisotto.
Unsere Liebe wankt nicht
wie die Partei’n im Wahlkampflotto.
Unser Fieber steigt
schneller als der Meeresspiegel,
wir woll’n nicht Leben
wie ein eingerollter Igel.
Wir lieben unser Leben
und das Göttliche in jedem.
Sie schüren Angst und Frust –
wir haben darauf keine Lust.

Knips die Sonne aus,
alles muss dunkel sein,
zündet die Kerzen an
in New York, Rio, Rosenheim.
Die Welt ist groß genug,
wir sind nicht allein,
zündet ein Leuchtsignal,
in New York, Rio, Rosenheim

Wir surfen euer Lügenmeer,
verkauft uns nicht für dumm!
Wir wissen ihr tragt schwer,
nur wer hat die Macht,
wer macht was warum?
Wir lieben unser Leben,
das gemeinsame in jedem.
Wer hat schon Bock auf Angst und Frust?
wir haben darauf keine Lust!

[Refrain]

Berufung – für Gewerkschaften unvorstellbar

Da liest man gerade einen Artikel auf Spiegel Online über eine Frau, die seit 70 Jahren am Stuttgarter Ballett arbeitet und selbst mit 87 noch Spaß daran hat und fit genug ist. Sieht aus, als ob die Frau im Ballett ihre Erfüllung gefunden hat. So etwas berührt mein Herz.

Und dann muss ich einige Absätze weiter unten lesen:

“Ein 70-jähriges Dienstjubiläum ist selbst gestandenen Gewerkschaftern noch nicht untergekommen. “Da gratuliere ich sehr herzlich”, sagt Leni Breymaier, Landeschefin von Ver.di. Sie sieht es aber auch kritisch, dass Tsinguirides noch immer arbeitet: “So etwas ist einmalig. Und bleibt es auch. Hoffentlich.” Auch beim Deutschen Gewerkschaftsbund in Berlin hat man so was noch nie gehört.”

Ihr IDIOTEN! Habt Ihr noch nie etwas von Berufung gehört?

Die Idee, aus der die Gewerkschaften vor vielen Jahren entstanden sind, ist eine gute: Die Interessen der “kleinen” Arbeitnehmer gemeinsam zu vertreten. Das, was sich heute daraus entwickelt hat, hat jedoch mit diesen Interessen oft nicht mehr viel zu tun.

Und das Zitat von Frau Breymaier zeigt, dass es offensichtlich für Gewerkschafter nicht vorstellbar ist, dass es tatsächlich Menschen gibt, die ihre Arbeit lieben und auch im Alter nicht darauf verzichten wollen.

Gedanken zum Wochenende

Viele Menschen verwechseln Angst mit Vorsicht und Vorsorge. Zumindst in in der westlichen Welt sind jedoch die meisten unserer Ängste, die dazu führen, dass wir uns klein machen, unbegründet. Deshalb ist es angenehmer und gesünder, so weit es geht auf Angst zu verzichten. Und der rationale Verstand ist dafür ein wunderbares Werkzeug.

Ranga Yogeshwar zum Thema Angstmache

Passend zu meinem aktuellen “Zu guter Letzt …” im Essenzenladen Newsletter hat Ranga Yogeshwar, Wissenschaftsjournalist und Fernsehmoderator, einen sehr schönen Kommentar auf Facebook zum Thema unbegründete Angstmache geschrieben. Lesenswert!

https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=817195015001327&id=221408874579947

Psychologisches Schmankerl

Gerade habe ich einen humoristischen Beitrag von George Takei (“Mr. Sulu” aus Star Trek) auf Facebook gesehen, der mit dem, in der amerikanischen Kultur öfter als bei uns benutzen, Adjektiv “passive-aggressive” spielt.

Aus Interesse habe ich dann mal nachgeschlagen, was die deutsche Version von Wikipedia zu dem Thema zu sagen hat. Dort steht unter anderem:

Unter einer passiv-aggressiven Persönlichkeitsstörung versteht man ein Trotzverhalten, wie es in der Pubertät häufig zu finden ist, sich aber darüber hinaus manifestiert.

Aha … wenn man also als Erwachsener mal trotzig ist, dann ist die Persönlichkeit gestört. Was mir jedoch sprichwörtlich die Schuhe ausgezogen hat, ist der Satz, der ein wenig unterhalb des bereits Zitierten steht:

Entstanden ist die Diagnose der passiv-aggressiven Persönlichkeit im Zweiten Weltkrieg, als Soldaten u. a. den Fronteinsatz verweigerten.

Alles klar. Wenn Du nicht jubelnd in den Krieg ziehen willst, um Dich umbringen zu lassen, dann bist du natürlich krank. Ich erinnere mich daran, dass ich in Biologie mal gelernt habe, dass man das “Überlebenstrieb” nennt …

Der einzige Kommentar, der mir dazu noch einfällt ist, dass dann wohl Mahatma Gandhi der bisher schwerste Fall einer passiv-aggressiven Persönlichkeitsstörung war.

Der Wendepunkt

Allen, die gerade das Gefühl haben, es wird immer schlimmer statt besser, empfehle ich den Märzeintrag des Blogs meiner lieben Bekannten Samantha Orthlieb aus Kanada. Er gibt eine Idee, was gerade am Laufen ist und hilft, die eigenen Zustände und Symptome besser einordnen und verstehen zu können.

Für alle, die vielleicht nicht gut genug Englisch verstehen, ist hier der Link zur automatisch von Google übersetzten Seite … gruselig, aber es reicht, um zu verstehen, worum es geht.

Der Impfreflex

Mein Post von gestern war offensichtlich ein Griff ins Wespennest. Nicht, dass ich nicht damit gerechnet hätte, dass es kontroverse Reaktionen gibt, aber das, was da an Kommentaren gekommen ist, hat mich teilweise schon etwas verwundert den Kopf schütteln lassen.

Viel wichtiger ist jedoch, dass ich dabei wieder etwas gelernt habe: Wenn die Emotionen derart hochgepeitscht sind, dann ist es fast egal, was man sagt. Selbst wenn man gar keine Diskussion anzetteln will, ob Impfen sinnvoll/gefährlich/effektiv/nutzlos ist, sondern eigentlich nur sagen wollte, dass eine Impfpflicht ethisch und moralisch fragwürdig ist und dass man sich über die achtlosen Bemerkungen mancher Zeitgenossen in dieser Hinsicht wundert – sobald das Wort “impfen” in einem Zusammenhang darin vorkommt, der auch nur den geringsten Interpretationsspielraum dafür lässt, dass man selbst kein jubelnder Befürworter ist, wird von manchen reflexartig versucht einen gnadenlos gegen die Wand zu diskutieren. Mit sprichwörtlichem Geifer vor dem Mund werden da die bekannten Argumente hervorgezogen und als Erwiderungen wie Kanonenkugeln auf Aussagen gefeuert, die nicht wirklich etwas mit dem Argument zu tun haben.

Der Eifer, mit dem die fanatischen Befürworter das tun, hätte Glaubenskriegern  vergangener Jahrhunderte wohl definitiv zur zweifelhaften “Ehre” gereicht …

Werde ich deswegen fürderhin schweigen? Wahrscheinlich nicht. Aber ich werde mir beim nächsten Mal gut überlegen, ob ich mir die wilde Meute an den Hals holen will – und wenn ja, dann werde ich es bewusst und mit Freude tun 😉

Erhitzte (Impf-) Debatte

Momentan schlagen die Wellen was das Thema Impfen angeht ja wieder sehr hoch. Einige der Impfbefürworter sehen ihre eigene Einstellung (wie leider auch manche missionierende Impfgegner) eher als Religion denn als ihre eigene, subjektive Meinung an. Das führt dann zu solchen Auswüchsen, wie ich sie in den Kommentaren zu einem, leider auch nicht sonderlich sachlichen Beitrag im Science-Blog lesen musste:

Meine Güte, man soll das machen wie in der DDR.
Impfpflicht und Ende. Man konnte dem nicht entrinnen.
Klar, manche haben sich am Impftag drücken können, Kinder sind ja einfallsreich. Nur, der Schularzt hat sie nicht vergessen. Man hat den vermeintlich listigen ein paar Tage später plötzlich aus dem Unterricht geholt und dann half kein Heulen und Zähneklappern 😀
Und die Eltern hatten da genau nichts zu melden, notfalls wurde das mit der Polizei durchgesetzt.

Die Frage, die sich mir dabei unmittelbar aufdrängt ist die: Sind die Leute, die solche Meinungen vertreten die gleichen, die sich “Wir sind das Volk” rufend dem totalitären Staat entgegengestellt haben und ist die Entscheidung über den eigenen Körper, wenn es um das Thema Impfen geht “ganz was anderes”?

Oder kommen solche Sprüche eher von den Leuten, die die Diktatur der SED eigentlich ganz ok fanden – besonders aufgrund der Vorteile, die sie vielleicht durch den eigenen IM-Status genießen durften.

Ich höre jetzt schon wieder den Aufschrei: “Jaaaaaaaa – aber wer nicht impft gefährdet auch andere!”. Dazu sei nur dies gesagt: Wer eine Impfpflicht fordert, ohne zugleich ein ein allgemeines Rauchverbot in Anwesenheit von Nichtrauchern – auch in den eigenen vier Wänden – zu fordern ist ziemlich bigott. Beides ist totalitär. Aber zumindest sind die Gesundheitsrisiken eines Rauchverbots offensichtlich gleich null.

Von zweifelhafter journalistischer Qualität

Gerade ist mir auf Spiegel Online ein Artikel mit dem Titel “Pseudowissenschaft Quantenmedizin: Einstein für Esoteriker” über den Weg gelaufen. Man kann über das Thema ja wirklich geteilter Meinung sein und es ist sicherlich auch richtig, dass es momentan keinen, nach den klassischen Regeln der Empirik ausreichenden Nachweis der Wirksamkeit gibt – aber das mag in 10, 50 oder 100 Jahren anders aussehen. Natürlich stimmt es auch, dass es in dem Bereich, neben soliden und integeren Produkten auch einiges an Humbug gibt.

Was der Spiegel in dem Artikel aber vom Stapel lässt, bewegt sich eher auf dem Niveau der Bildzeitung. Die mangelnde journalistische Sachlichkeit ließe sich höchstens noch mit einer Kennzeichnung als “Kommentar” entschuldigen – das ist aber nicht der Fall. Insofern eine weitere Attacke im Rahmen des Kreuzzugs des Spiegels gegen alles, was über das Weltbild der Schreiber hinausgeht und sich (noch) nicht erklären lässt. Schade.

Auschwitz vergessen? Nie! Aber ich trage keine Schuld daran.

Momentan macht ein Kommentar von Anja Reschke die große Runde in den sozialen Medien. Viele stimmen ihm uneingeschränkt zu. Beim Ansehen musste ich jedoch für mich feststellen, dass ich das nicht tue – zumindest nicht uneingeschränkt.

https://www.youtube.com/watch?v=eZhLCD4aTrY

Vergessen darf man Auschwitz nie … aber zu meiner persönlichen Identität als Deutscher gehört es nicht. Es gehört zur Geschichte der Nation in der ich lebe, genauso wie der Massenmord an den Eingeborenen zu quasi jeder Nation der neuen Welt gehört. Aber es gehört nicht zu meiner Identität.

Ich bin ich. Ich habe niemanden ermordet oder auch nur weggesehen und geschwiegen, als andere gemordet haben. Ich trage keine Schuld an Auschwitz.

Wenn es Teil meines Weltbildes gewesen wäre, dass es in Ordnung ist, andere Menschen zu töten oder zu verletzen, dann hätte ich wahrscheinlich aus den schrecklichen Bildern der alliierten Kameraleute etwas gelernt. Aber das war gar nicht nötig.

Nur weil ich in Deutschland geboren bin und einen deutschen Pass habe, trage ich keine Schuld an Auschwitz. Die Generation der Schuldigen und der Opfer ist dabei, auszusterben. Und mit ihr muss auch das Thema von Schuld und Sühne sterben. Die Aufgabe der Lebenden ist es, das Gelernte nicht zu vergessen und dafür zu sorgen, dass so etwas nie wieder passiert. Nirgendwo auf der Welt.