Tucson selbst ist eine Stadt, die selbst in der Sonora-Wüste liegt. Um dieselbe jedoch wirklich zu erfahren, muss man in den Saguaro Nationalpark fahren, der nach seinem prägnantesten Bewohner, dem Riesensäulenkaktus benannt ist. Nach nur etwa 40 Minuten ist man auch Tucson City raus und mitten in der Wüste.
Auf dem Weg dorthin kommt man an zwei, wie ich mir habe sagen lassen, sehenswerten Orten vorbei: Dem Arizona-Sonora Desert Museum, dem größen Wüstenmuseum der Welt, und an den Old Tucson Studios. Dabei handelt es sich um alte Filmstudios, in denen so ziemlich alles, was mit Western zu tun hat, gedreht worden ist – inklusive Bonanza und alles mit John Wayne. Am kommenden Samstag habe ich noch einen Tag frei und es juckt mich wirklich in den Fingern, mir einen Wagen zu mieten und dorthin zu fahren. But first things first …
Die Vorbereitung auf den Tag in der Wüste ließ wie gesagt erahnen, dass es sich dort um eine außergewöhnlich herausfordernde Umgebung handelt. Glücklicherweise haben wir den perfekten Tag erwischt – sonnig, angenehme Lufttemperatur und kein Wind. Der Spätwinter in der Wüste hat doch etwas für sich. Scherzhalber erwähne ich den Einheimischen Workshopteilnehmern gegenüber, dass der Winter hier in etwa dem Sommer in Deutschland entspricht. Dennoch ist es wichtig, dass wir viel trinken und den Sonnenschutz nicht vergessen.
In der Sonora-Wüste sieht es, wenig überraschend, wenn man an die oben erwähnten Old Tucson Studios denkt, aus wie im Western. Dominiert wird alles von den riesigen Saguaros, die mehrere hundert Jahre alt werden können und alleine schon etwa 80 Jahre brauchen, bis sie die ersten Arme entwickeln. Die Vielfalt an Kakteen und anderen Wüstenpflanzen ist jedoch groß. Von kleinen, harmlosen niedlichen Mammilaria bis zu großen Paloverde Bäumen. Dabei gilt: Je größer die Stacheln, desto harmloser. Manche Arten haben mikroskopisch kleine Nadeln mit Widerhaken, die man nur schwer wieder los wird.
Besonders mies sind dabei die Kakteen der Cholla (sprich: Tschoja) Familie, mit botanischem Namen Cylindropuntiae. Man kann die Stacheln gut sehen, jedoch enden sie in so feinen Widerhaken, dass sie sich schon festkrallen, wenn man glaubt, noch in sicherem Abstand zu sein. Am eigenen Körper durfte ich das mithilfe eines “Jumping Cholla Cactus” erfahren, der diesen fiesen Trick bis zur Perfektion beherrscht. Ich hatte hinterrücks ein Segment dieses Kaktus in der Hand stecken, und obwohl die Stacheln so aussahen, als ob sie nur darauf lägen, saß das Ding mit einer ganze Reihe von ihnen so fest in meiner Haut, dass ich es alleine nicht mehr losgeworden bin. Ich musste Cynthia und ihr High-Tech-Hilfsmittel (=Kamm) bemühen. Dieser wird auf der Haut angesetzt und dann wird das Kaktussegment mit einer eleganten Handbewegung weggeschnickt. Ja, manchmal fließt dabei auch etwas Blut. Gottseidank haben die Blutung und der Schmerz relativ schnell wieder nachgelassen. Meine Lektion hatte ich gelernt: Halte Dich von den Cholla-Kakteen fern.
Die erste Station unserer Tour war Signal Hill, eine heilige Stätte der Indianer mit Felszeichnungen. Dort hatten wir dann auch die Gelegenheit, uns auf die Pflanzen einzustimmen und mit ihnen in Verbindung zu treten. Obwohl äußerlich unspektakulär, habe ich das Gefühl, dass es sehr wichtig war, dort gewesen zu sein, und dass ziemlich viel passiert ist. Was genau, ist jedoch nicht in Worte zu fassen.
An zwei weiteren Stationen, unter anderem dem relativ bekannten Gates Pass, konnten wir noch einmal voll in die Alchemie der Wüste eintauchen, was ein einmaliges Erlebnis, jedoch auch sehr, sehr anstrengend war. Dementsprechend platt sind wir dann irgendwann wieder im Hotel angekommen. An dieser Stelle lasse ich dann jetzt einfach mal die Fotos für sich sprechen …