Die Evolution der katholischen Kirche

Ich führe mir gerade “Die Tore der Welt” von Ken Follett als Hörbuch zu Gemüte. Ein toll geschriebenes Hörbuch, das im Hochmittelalter spielt und von allen möglichen Geschichten und Situationen handelt, in denen natürlich auch die Kirche (damals gab es ja nur die katholische) eine gewichtige Rolle spielt. Die Prioren der Klöster waren Lehensherren, Richter und Unternehmer und hatten ansonsten auch furchtbar viel Macht, die sie gerne auch mal nutzten, um sich selbst Denkmäler zu setzen. Auch allgemein gesprochen nahmen es die Geistlichen des Mittelalters mit solchen Dingen wie Armuts- und Keuschheitsgelübden wohl oft nicht so genau. Vorbildrolle und Außenwirkung waren noch keine Wörter, die man kannte oder die irgendeine Bedeutung hatten.

Gottseidank ist die Zeit des dunklen Mittelalters vorbei und die Kirche ist zu einer wertvollen Institution geworden, die das Leben der Menschen bereichert und im sozialen Bereich wahre Wunder vollbringt. Ist doch so … oder war da gerade der Wunsch der Vater des Gedankens? Wohl doch eher letzteres, denn beim Lesen eines Artikels mit dem Titel “Das Upgrade-Wunder von Limburg” auf Spiegel-Online fühlte ich mich direkt in das Setting des Buchs zurückversetzt. Irgendwie scheint es, dass die katholische Kirche den Sprung vom Mittelalter in die Moderne nicht nur in Bezug auf ihre Einstellungen zur Sexualität und anderen “heiklen” Themen noch nicht geschafft hat …

In der evangelischen Kirche geschehen zumindest noch “Wunder” in der Art, dass eine Bischöfin Käßmann wegen einmaligen alkoholisierten Fahrens zurücktritt, weil sie ihrer Vorbildrolle nicht mehr gerecht werden kann. Chapeau. Die katholische Kirche haben solche Dinge jedoch noch nie angefochten. Mal sehen, wie sich der Bischof aus der Kiste nun wieder rauswindet.

Spiritualität vs. Materialismus

Heute Morgen fand ich einen Kommentar zu meinem Post über das Impfen in meinem Blog vor. Der Autor, der sich vollkommen unbescheiden “Wahrheit” nannte, empfiehlt darin mir und den Lesern des Blogs, sich doch mal einen Text auf psiram.com (früher esowatch.com) anzusehen, der kein gutes Haar an Hans Tolzin lässt. Einen Artikel des Letzteren hatte ich in meinem Beitrag als Startpunkt für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Impfen empfohlen. Obwohl der Kommentar weit davon entfernt war, sachlich zu sein, habe ich mich entschlossen, ihn dennoch zu veröffentlichen, lediglich den Link zur oben genannten Seite habe ich entfernt – zuallererst deswegen, weil die Betreiber der Seite ihre Namen nicht preisgeben und es kein Impressum gibt.

Aber natürlich gibt es für mich auch noch weitere Gründe, nicht auf diese Seiten zu verlinken. Ich habe mich vor einiger Zeit etwas mit ihnen beschäftigt und mir einige Artikel im dortigen Wiki durchgelesen, die Themen behandeln, die mich interessieren. Relativ schnell habe ich das dann wieder sein lassen, denn die Texte auf dieser Seite sind vorallem von einem geprägt: Hass. Die (namenlosen) Betreiber der Seiten scheinen einen grenzenlosen Hass auf alles zu haben, was nicht in ihr materialistisches Weltbild passt. Sie nutzen Polemik und verleumndende Texte um den Menschen und Ideen, die in ihr Fadenkreuz geraten sind, möglichst schlecht aussehen zu lassen. Dabei geben sie sich den Anschein von Sachlichkeit und Wissenschaftlichkeit – ein Versuch, der beim aufmerksamen Leser mit gesundem Menschenverstand jedoch schnell zum Scheitern verurteilt ist.

Es gibt im Bereich der Eso-Industrie durchaus Strömungen und Tendenzen, die es wert sind, kritisch hinterfragt zu werden. Dies durch Hasstiraden zu tun ist jedoch der falsche Weg. Abgesehen von tatsächlichen Scharlatanen und Betrügern (die es dort sicher auch gibt) sind dort viele Techniken, Methoden und Produkte zu finden, die vielleicht nicht allen Menschen helfen oder etwas bringen (manchen aber schon!), jedoch mit Integrität und Authentizität angeboten werden. Nur weil ich lieber Bier als Wein trinke verteufle ich doch nicht alle Winzer auf der Welt.

Es ist offensichtlich, dass insbesondere auf Seiten wie EsoWatch ein Glaubenskrieg herrscht zwischen Materialisten, die das kartesische Weltbild dogmatisch verteidigen und sogar durchsetzen wollen und denjenigen Menschen, die nach 400 Jahren Materialismus wieder ein wenig Spiritualität in ihr Leben lassen. Ein bisschen fühlt man sich ins Mittelalter zurückversetzt, als die Kirche alle Andersgläubigen verfolgt und getötet hat. Heutzutage werden für diesen Krieg zwar keine Schwerter und Pistolen mehr verwendet, der Hass auf die Angersgläubigen ist jedoch nicht minder groß.

Letztlich kann sich nur jeder selbst entscheiden, was er glaubt und was nicht. Zwei Dinge halte ich dabei jedoch für eminent wichtig: a) Jeder sollte sich bei der Bewertung von spirituellen Dingen in letzter Instanz nur auf sein eigenes Bauchgefühl verlassen, ihm vertrauen und ihm folgen und b) jeder Mensch hat das Recht, das zu glauben, was er will. Lassen wir doch bitte die Finger von den anderen (und ggf. der Tastatur), auch wenn wir deren Ansichten für Humbug halten.

Gehirnhälftenspielchen

Durch eine liebe Freundin bekam ich den Hinweis auf diese nette kleine Seite mit einem Spielchen mit den Gehirnhälften. Als ich zuerst draufgesehen hatte, hat sich die Dame definitiv im Uhrzeigersinn gedreht und es ist mir auch nicht gelungen, dass sie sich andersrum dreht. Als ich mir das Bild am nächsten Tag noch einmal angesehen habe, hat sie sich jedoch definitiv GEGEN den Uhrzeigersinn gedreht …

Unser Gehirn ist schon eine spannende Sache. Nur die Aussage auf der Seite, dass eine Gehirnhälfte “schlecht” und die andere “gut” ist, mag ich so nicht stehen lassen. Ohne die (nach deren Meinung) schlechte Gehirnhälfte wären wir nämlich auch ganz schön beschissen dran 😉

http://forum.desainz.de/topic.php?id=290

Streifzug durch die Eso-Welt

Schon seit einigen Jahren ist es mir wichtig, zwischen Spiritualität und Esoterik zu unterscheiden. Spiritualität ist etwas sehr Persönliches, das man in der Regel alleine oder in einer kleinen Gruppe von Gleichgesinnten erlebt und entwickelt. Esoterik ist ein Industriezweig, der sich von z.B. der Getränkeindustrie nur durch die auffallend seltsam anmutende Wahl der Produktnamen unterscheidet.

Heute flatterte mir der Katalog einer der Größen der “Szene” ins Haus und ich konnte mich tatsächlich nicht zurückhalten, ihn mal durchzublättern. Ich hätte es besser nicht getan, denn was ich da gesehen habe lässt keinen Zweifel daran, dass diejenigen Menschen, die Esoterik und Spiritualität gleichsetzen und beides ablehnen aus ihrer Sicht Recht haben.

Die ersten Seiten des Katalogs preisen die nächsten 25 Engelbücher an, mit Informationen, die es so noch nie gegeben hat (aber natürlich in ähnlicher Form in den letzten 1.000 Engelbüchern). Weiter geht es mit Lebenshilfebüchern, deren schiere Anzahl einen direkt erschlägt und man weiß gar nicht mehr, welchen Strohhalm man zuerst ergreifen soll. Die 27. gechannelte Wesenheit will uns wieder brandneue Informationen über das Leben und den Sinn desselben vermitteln und die Vielfalt Nahrungsergänzungsmittel und Wellnessprodukte lässt die Zukunft des eigenen Bankkontos eher trübe aussehen. Kleidung mit dem Om-Symbol drauf, Untersetzer für Getränke, Naturkosmetik mit “echtem” Gold … schon nach wenigen Minuten ist mein Aufnahmevermögen erschöpft. Mein persönliches Lieblingsprodukt (das kann ich mir an dieser Stelle nicht verkneifen) sind jedoch die “Buddha Bärchen” … politisch korrekte Gummibärchen, von denen 100 g auch nur fast sieben Euro kosten.

Esoterik ist nicht gleich Spiritualität und auch im “esoterischen Fachhandel” gibt es wirklich gute Bücher und Produkte. Leider werden sie von einer Vielzahl schlichtweg überflüssigem Tands so überdeckt, dass sie in der Masse des Esoquatschs gar nicht mehr auffallen. Warum muss den auf einmal alles esoterisch sein und entweder ein Om-Symbol, eine Segnung durch einen selbsternannten Heiligen oder eine sonstige weltverbessernde Eigenschaft haben? Mir persönlich würde es reichen, gute Nahrungsmittel und Kleidung, gerne auch in Bio-Qualität, aber bitte ohne zwanghaften Symbolismus angeboten zu bekommen.

Nach der Lektüre des Katalogs bleiben mir nur zwei Dinge zu tun: Erstens, das Ding schnellstmöglich in den Papierkorb (Verzeihung: die Altpapiertonne) zu befördern und zweitens, die dringende Empfehlung auszusprechen, auf dem persönlichen Weg der Entfaltung eher abseits der breiten Esoterik-Highways die Augen offen zu halten, und Kataloge, Messen und Gurus zu meiden. Oft steckt dahinter nämlich nur der gleiche Antrieb wie hinter allen großen Industrien: Der schnöde Mammon.

Verrückte Welt

Im Teaser für einen Artikel auf Spiegel Online mit dem Titel “Deutschland erzielt weltgrößten Handelsüberschuss” schreibt der Autor, dass die internationale Kritik an Deutschland wegen eben dieses Handelsüberschusses größer wird. Ich bin darüber gestolpert und habe mir den Artikel ganz durchgelesen. Dabei sind mir diese denkwürdigen Sätze vor die Füße gefallen:

Ungleichgewichte in den Handelsbilanzen sind nach Ansichten vieler Wirtschaftswissenschaftler einer der zentralen Auslöser der weltweiten Finanzkrise – dazu gehören auch die hohen Außenhandelsüberschüssen von Deutschland und China. Der Hintergrund: Wenn ein Land besonders viel exportiert, muss ein anderes Land besonders viel importieren und sich dafür hoch verschulden.

Wenn ich das jetzt mal zusammenbaue, dann heißt das soviel wie: Deutschland ist schuld daran, dass andere Länder Schulden machen, weil wir so viele Güter herstellen und es auch noch wagen, sie zu exportieren. Ich wusste gar nicht, dass Deutschland die anderen Länder auf der Erde zwingt, seine Waren zu kaufen … Bin ich verrückt oder ist es doch die Welt?

Über das Impfen

Ich gehöre zu den Menschen, die sich gerne von einer Sache ein eigenes Bild machen, bevor sie sich entscheiden, wie sie dazu stehen. Ein Bereich, in dem das besonders wichtig ist, ist die Gesundheit – meine und die meiner Familie. Kontovers diskutiert wird hierbei besonders das Thema Impfen. Wirken Impfungen oder nicht? Haben sie schädliche Nebenwirkungen oder nicht? Unwiderlegbare Beweise gibt es auf keiner Seite – weder bei den Impfbefürwortern noch bei den Impfgegnern. Letztlich ist also jeder darauf angewiesen, für sich selbst zu entscheiden ob man impfen lässt oder nicht. Meine Entscheidung ist ganz klar gegen das Impfen, denn bisher konnte ich noch keine belastbaren Fakten finden, dass das Impfen a) wirksam und b) unschädlich ist … und ich habe mich ausführlich mit dem Thema auseinandergesetzt.

Es ist interessant, wie emotional die Impfdiskussion geführt wird. Fast könnte man meinen, es handle sich dabei eher um einen Glaubenskrieg als um eine auf wissenschaftlichen Fakten basierende Diskussion. Und wie bereits oben geschrieben geht es dabei auf beiden Seiten mangels Fakten tatsächlich viel um das, was man glaubt.

Ein kleines, nahezu alltägliches und leider nicht fiktives Beispiel: In einem Kindergarten soll ein Themenelternabend zum Thema Impfen veranstaltet werden. Es sollen jeweils ein Arzt pro und einer contra Impfen ihre Informationen und Argumente präsentieren, damit sich die Eltern selbst ein Bild machen können. Klingt zuerstmal nach einem für eine Gesellschaft, die sich als “aufgeklärt” bezeichnet, sinnvollen und angemessenen Vorschlag. Die ersten Probleme zeigen sich, als es sich unverhältnismäßig schwierig herausstellt, einen Arzt zu finden, der sich als Impfbefürworter (sic!) für die Diskussion zur Verfügung stellt. Ein impfkritischer Arzt ist hingegen schnell gefunden … und das obwohl bei weitem die meisten Ärzte wohl eher für als gegen das Impfen sind. Dem geplanten Elternabend versetzt jedoch ein anderes Ereignis den Gnadenstoß, als nämlich ein einzelnes Mitglied des Fördervereins des Kindergartens, selbst Arzt, ankündigt, seine Unterstützung zu entziehen, wenn man diesen kontroversen Elternabend durchführe. Die Kindergartenleitung knickt darauf ein und das Thema ist vom Tisch. Soviel zum Thema aufgeklärte Gesellschaft.

Der gesamte Impfgedanke basiert auf der Hypothese, dass es Antikörper im Blut gibt und dass diese in der Lage sind, den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern. Ideengeber hierfür sind die Kinderkrankheiten wie z.B. die Masern: Wenn man sie einmal durchgemacht hat, bekommt man sie kein zweites Mal. Dass diese These jedoch weit davon entfernt ist, bewiesen zu werden, zeigt ein interessanter Artikel aus dem Tagesspiegel. Dort geht es um die verzweifelten Bemühungen der Wissenschaft, einen Impfstoff gegen die gefürchteten Krankenhauskeime MRSA (Multiresistenter Staphylococcus Aureus) zu entwickeln. Die Quintessenz ist, dass in Studien immer wieder das (unerwünschte) Ergebnis herauskommt, dass die angeblich immunisierten Probanden mit hohem Antikörpertiter genauso häufig krank werden, wie die ungeimpften.

Weitere Interessante Aspekte in dem Artikel sind Aussagen, die ich aufgrund meiner intensiven Beschäftigung mit dem Thema und meiner eigenen Beobachtung an meiner Familie und mir nur ebenfalls unterschreiben kann. Es geht dabei um die Tatsache, dass die meisten Menschen schon in der Jugend vom Staphylococcus Aureus besiedelt werden, jedoch die wenigsten davon krank werden. Letztlich heißt das doch, dass es nicht nur den Erreger braucht, um krank zu werden, sondern auch die Bereitschaft (Schwäche) des Systems, also des Menschen. Das ist nichts Neues. Der Mediziner Antoine Béchamp (1816-1908), der Louis Pasteur und Robert Koch, den Begründern der Erregerhypothese schon damals vehement widersprach, stellte fest: “Die Mikrobe ist nichts, das Milieu ist alles!”

Dieses Prinzip ist mir schon seit meiner Jugend aus eigener Erfahrung sehr vertraut. Oft, wenn es mir emotional mal schlecht ging, habe ich mir eine Erkältung eingefangen. Und umgekehrt kann ich mich an keine Erkältung erinnern, die ich bekommen habe, als ich mich blendend gefühlt habe. Das ist natürlich kein Beweis für irgendetwas, jedoch trägt es dazu bei, dass ich persönlich die These ablehne, dass man zwingend krank wird, sobald ein bestimmter Erreger in den Körper kommt.

Soviel für heute – es gäbe über das Impfen noch so viel mehr zu schreiben … ich weiß jedoch nicht, ob ich mich darauf einlassen will. Das Thema ist einerseits, wie schon geschrieben, hochgradig emotional aufgeladen, andererseits sind Themen wie Impfgifte, Impfschäden und andere Nebenwirkungen so negativ, dass ich lieber darauf verzichte, mich dort hineinzubegeben. Nichtsdestotrotz kommt meiner Meinung nach kein Mensch, der die Verantwortung für sich und seine Gesundheit übernehmen will, um die vollständige Auseinandersetzung mit  dem Thema Impfen herum. Hans Tolzin, Deutschlands bekanntester und aktivster Impfkritiker, bezieht auf seinen Seiten klar Stellung gegen das Impfen. Seine Informationen sind dabei fundiert und ohne Polemik – sehr lesenswert für alle, die sich mit dem Thema beschäftigen möchten. Besonders möchte ich hier den Artikel “Impfentscheidung für Anfänger” empfehlen.

Abschließend noch einmal anmerken, dass ich der Meinung bin, dass die Impfentscheidung Privatsache ist und es auch immer sein sollte. Weder möchte ich verurteilt werden, weil ich mich entschieden habe, nicht zu impfen, noch werde ich Menschen selbst verurteilen, die sich anders entschieden haben. Es wird Zeit, die Emotionen aus dem Thema herauszunehmen und, solange es keine stichhaltigen Beweise gibt, die Entscheidung des Einzelnen zu respektieren.

Jeden Tag glücklich sein

Vor einiger Zeit habe ich einen ausführlichen Post über das geschrieben, was meiner Meinung nach der Sinn des Lebens ist: Jeden Tag glücklich sein. Dieser Artikel auf Spiegel Online bringt es anhand eines praktischen Beispiels nochmal auf den Punkt:

“Ich habe kein schlechtes Gewissen, ein solches Leben zu führen. Ich weiß, was mich glücklich macht – Geld ist es nicht. Mir ist es auch nicht wichtig, Karriere zu machen oder irgendwann ein Haus zu kaufen. Das Wichtigste im Leben ist es, glücklich zu sein.”

http://www.spiegel.de/karriere/ausland/traumjob-in-thailand-uebersetzerin-macht-den-strand-zum-buero-a-842611.html

Die heimliche Gesetzgebung

Dieser Tage geht eine große Welle der Empörung durch die Medien (inklusive der Social Networks wie Facebook und Konsorten). Das Parlament hat ein neues Meldegesetz durchgewunken und das verheißt nichts Gutes. Diese Gesetz regelt die Meldepflicht nach der sich die Einwohner Deutschlands bei den entsprechenden Behörden (“Einwohnermeldeamt”) ab- und anmelden müssen, wenn sie umziehen. Dementsprechend ist der Datenbestand dieser Ämter (also wer wo wohnt) ziemlich akkurat und aktuell.

Das weckt natürlich Begehrlichkeiten auf Seiten derjenigen Firmen, die mit Adressdatensätzen handeln, vorwiegend um sie an Firmen zu verkaufen, die die Menschen, die sich dahinter verbergen, dann mit Werbung zuballern. Bisher gab es halbwegs große Hürden für Adresshändler, um an diese Daten heranzukommen. Die generelle Frage, warum sie überhaupt Zugriff auf solche hoheitlichen erhalten können, stelle ich hier sicherheitshalber lieber nicht.

Ein Gesetzesentwurf der Koalition, der das Meldewesen reformieren sollte, sah vor, dass es den Händlern noch schwerer gemacht werden sollte, an die Adressen zu kommen, indem die explizite Zustimmung jedes einzelenen Bürgers erforderlich gewesen wäre, damit das Meldeamt den Datensatz zum Zwecke der Werbung weitergeben darf. Auf wundersame Weise wurde der Gesetzentwurf jedoch im Laufe der Bearbeitung im zuständigen Ausschuss des Bundestags “ein wenig” verändert, so dass am Ende folgendes dabei herauskam: Die Meldeämter dürfen die Adressen grundsätzlich weitergeben, außer der Bürger widerspricht zuvor. Und selbst dann darf der Datensatz an Dritte weitergegeben werden, wenn es nämlich “nur” darum geht, die Korrektheit einer existierenden Information zu überprüfen. Effektiv gesehen gibt es also für den Bürger keinen Weg mehr, der Weitergabe seiner aktuellen Daten zu widersprechen, wenn dem Adresshändler nur sein Name und eine (ggf. alte) Anschrift bekannt sind. Soviel zum Thema “Informationelle Selbstbestimmung“.

Das richtig Pikante kommt jedoch noch. Dieser Gesetzentwurf wurde im Rahmen des regulären Gesetzgebungsverfahrens im Bundestag zweimal beraten (“gelesen”) und es wurde am Schluss einmal darüber abgestimmt – und das Ganze in 57 Sekunden (sic!) Wenn der Bundestag bei allen Gesetzen so schnell arbeiten würde hätten die Herren Parlamentarier an 40 Wochen im Jahr frei.

Und es kommt noch dicker. An der Beratung und Abstimmung über das Gesetz nahmen nach Angaben des Spiegels ca. zwei Dutzend Abgeordnete teil. Zur Erinnerung: Der Bundestag besteht aus 620 Abgeordneten – zwei Dutzend davon entsprechen großzügig aufgerundet 4 % der stimmberechtigten Volksvertreter. Wenn man mal ein wenig naiv an die Sache herangeht, dann war der Zeitpunkt der Abstimmung auch saublöd gewählt … wie kann man das Parlament über ein so kitzliges Gesetz auch abstimmen lassen, während Deutschland im EM-Halbfinale gegen Italien spielt (sic!) . Natürlich sind da die meisten Parlamentarier zuhause und schauen sich das Spiel an.

Wenn man sich der Sache nicht ganz so naiv nähert, dann befällt einen spätestens jetzt ein ziemlich ungutes Gefühl. Honi soit qui mal y pense – ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Aber wer nicht bei der Lesung und der Abstimmung dabei ist, kann auch nicht entdecken, dass er doch noch ein Gewissen hat (dem er übrigens als Abgeordneter einzig unterworfen ist).

Doch es ist für diejenigen, die hinter der Sache stecken, dumm gelaufen. Ein wachsamer Bürger hat aufgepasst und den kleinen, dreckigen Gnom, der sich da im neuen Meldegesetz versteckt hat, ans Tageslicht gezerrt (was diese Wesen überhaupt nicht mögen). Die scheinbar letzten verbliebenen Verfechter von Freiheit und Bürgerrechten (Campact, FoeBuD, etc.) rüsten zum Kampf mittels E-Mail Bomben durch entrüstete Bürger und noch mehr Öffentlichkeitsarbeit und auf einmal fällt der Regierung ein, dass das alles ja gar nicht so gemeint war und dass ihr da anscheinend jemand einen bösen Streich gespielt hat. Autsch.

Um sich einen letzten Rest Glaubwürdigkeit, Rückgrat und Anstand zu bewahren wäre einzig und alleine ein “Sorry – wir haben uns von den Lobbyisten breitquatschen lassen. Aber jetzt wo ihr es gemerkt habt, nehmen wir es natürlich zurück” ansatzweise geeignet gewesen. So jedoch …

Es ist abzusehen, dass das Gesetz nun im Bundesrat abgelehnt werden und in der Mottenkiste der Geschichte begraben werden wird. Insofern ist hier (außer dem noch weiter demolierten Ansehen der politischen Klasse) kein Schaden entstanden. Wovor mir jedoch graut sind all die kleinen Gnome, die sich in bereits verabschiedeten (und noch zu verabschiedenden) Gesetzen verstecken und die bisher noch niemand entdeckt hat. Um es mit Reinhard Mey zu sagen: “Sei wachsam!

Was die Raupe Ende der Welt nennt …

“Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.”

Lao Tse

Dieses Zitat ist mir erst letztens in abgewandelter Form wieder über den Weg gelaufen, als ich noch einmal “Illusionen” von Richard Bach gelesen habe. Sehr schönes Buch 🙂 Kurzer Roman mit sehr viel Tiefgang.

Die Glaubenskongregation der katholischern Kirche

Heute hat eine kleine Meldung auf Spiegel Online mein Interesse geweckt:

Spekulationen gab es seit langem, nun ist es offiziell: Der umstrittene Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller wird eines der höchsten Ämter in der katholischen Kirche übernehmen. Papst Benedikt XVI. ernannte den 64-Jährigen zum neuen Präfekten der Glaubenskongregation.

Nun will ich mich nicht über den Bischof und seine unumstrittene Umstrittenheit (oder seine umstrittene Unumstrittenheit) auslassen. Das, was mein Interesse eigentlich geweckt hat ist das Wort “Glaubenskongregation”. Natürlich habe ich das Wort schon des öfteren gehört und habe auch eine Vorstellung davon, worum es sich dabei handelt. Spätestens seit “wir Papst sind” hat jeder dieses Wort schon einmal gehört, denn der Guru der katholischen Sekte Papst Benedikt XVI. bekleidete als Kardinal Ratzinger dieses Amt selbst über viele Jahre.

Ist aber doch mal interessant, herauszufinden, was genau sich hinter dieser “Behörde” innerhalb des katholischen Machtapparates verbirgt. Der erste Weg führt zu Wikipedia, wo man direkt im Kopf des entsprechenden Artikels folgende Definition findet:

Die Kongregation für die Glaubenslehre […] ist eine […] Zentralbehörde der römisch-katholischen Kirche. Ihre Aufgabe ist der Schutz der Kirche vor Häresien, also abweichenden Glaubensvorstellungen.

Na, das ist doch mal ehrlich. Die katholische Kirche beschäftigt also eine ganze Behörde (bestehend insgesamt aus 30 hohen kichlichen Würdenträgern – unter “Bischof” geht da nix), die dafür zuständig sind, die Kirche vor abweichenden Glaubensvorstellungen zu schützen. Erste Frage, die mir in den Sinn kommt: Warum muss man sich vor abweichenden Vorstellungen schützen? Aber egal.

Eine kurze weitere Recherche im Internet führte mich zum Dokument mit dem Titel “Ordnung für die Lehrüberprüfung” – offensichtlich so etwas wie das Regelwerk, wie in der Kirche die Zensur zu funktionieren hat. Dort finden sich einige interessante Formulierungen, die ich spaßeshalber gerne kommentieren möchte (meine Anmerkungen finden sich in den Klammern und sind kursiv).

“Die Kongregation für die Glaubenslehre hat die Aufgabe, die Glaubens- und Sittenlehre in der ganzen katholischen Kirche zu fördern und zu schützen. (An sich klingt das gut. Aber auch hier taucht die Frage auf, wovor man sich schützen muss) In der Erfüllung dieser Aufgabe leistet sie einen Dienst an der Wahrheit (Aha! Hier haben wir schon direkt im zweiten Satz das Dogma der Unfehlbarkeit. Was die katholische Kirche sagt ist also die Wahrheit. Den Gesetzen der Logik folgend muss also jeder, der etwas Abweichendes sagt, lügen.) und schützt sie das Recht des Volkes Gottes auf die getreue und vollständige Verkündigung des Evangeliums. (Auch wieder eine nette Formulierung. Das Volk Gottes – die Katholiken – haben ein Recht auf die getreue und vollständige Verkündigung des Evangeliums. Zwei Fragen: Wenn die Katholiken das Volk Gottes sind, dann sind alle Nichtkatholiken dementsprechend gottlos. Nichts Neues, aber man kann es sich ja nochmal auf der Zunge zergehen lassen. Die getreue und vollständige Verkündigung bezieht sich im Übrigen natürlich auch nur auf das, was die Kirche als getreu und vollständig erachtet. Stichwort Apokryphen.) Damit Glaube und Sitten durch verbreitete Irrtümer keinen Schaden leiden (Warum sollten sie das tun? Nur weil jemand etwas anderes behauptet?), hat sie auch die Pflicht, Schriften und Meinungen zu überprüfen, die dem rechten Glauben entgegengesetzt oder gefährlich scheinen. (Und an dieser Stelle findet sich dann mal die Definition von Zensur)

Nach der Lektüre dieses sehr kurzen Absatzes war ich wieder einmal sehr erstaunt und habe – ebenfalls zum wiederholten Male – erkannt, dass ich tatsächlich in einer Art Paralleluniversum lebe, in denen es so etwas wie die Unfehlbarkeit und den Besitz der absoluten Wahrheit nicht gibt. Es fällt mir in der Tat sehr schwer zu glauben, dass es tatsächlich Menschen gibt, die solche Standpunkte ernsthaft vertreten und noch viel mehr Menschen, die einfach so akzeptieren, dass sie auf solche Art und Weise bevormundet werden. Insofern komme ich mir in solchen Situationen manchmal sprichwörtlich wie “im falschen Film” vor.

Glücklicherweise ist jedoch die Zahl derer, die sich entschieden haben, ebenfalls in ein Paralleluniversum zu kommen, im Steigen begriffen. Konsequenterweise kommen diese Menschen nicht alle in mein Paralleluniversum (würde ja auch ganz schön voll werden darin), sondern bauen sich ihr eigenes. Was für eine wundervolle Vorstellung, dass es vielleicht irgendwann annähernd sieben Milliarden verschiedenen Paralleluniversen geben könnte, die alle friedlich nebeneinander koexistieren.