Sag (mir) die Wahrheit …

… oder lieber nicht? Warum wir nicht immer ehrlich sein können.

Die Wahrheit kann ganz schön hart und manchmal brutal sein. Und es ist bestimmt kontraproduktiv, in jeder Situation ehrlich zu sein und seine ganze Wahrheit auszusprechen. Versuchsweise können wir uns ja mal in unterschiedlichen Situationen vorstellen, wie es wäre hier die eigenen volle Wahrheit auszusprechen. Beispielsweise, wenn wir nach einem Essen im Restaurant gefragt werden, wie uns das Essen geschmeckt hat. Es ist leicht hier positives Feedback zu geben, aber lohnt es sich auf jeden Fall zu sagen, dass das Essen fad war, die Nudeln zu al dente oder der Salat nicht wirklich frisch? Hier ist Abwägung und der Situation angemessenes Feedback gefragt.

Halten wir unsere eigene Wahrheit aber zu sehr zurück und sind uns und unseren Mitmenschen gegenüber nicht ehrlich genug, kann auch dies ebenfalls schädlich und sehr verletzend sein, gerade wenn es um enge Freundschaften oder um die Partnerschaft geht. Wo also ist der Mittelweg? Denn auch wenn für viele Menschen Wahrheit und Ehrlichkeit wichtige Werte sind, ist der alltägliche Umgang damit nicht so leicht und sollte bewusst gestaltet werden.

Wahrheit ist relativ

Es ist nicht abzustreiten, dass die Wissenschaft und die wissenschaftliche Methodik allgemein der Menschheit viele Fortschritte beschert haben. Was mich jedoch schon lange stört ist der Anspruch auf die absolute Wahrheit, den die etablierte Wissenschaft proklamiert. Das mag innerhalb eines kartesianischen Weltbildes vielleicht noch ansatzweise nachvollziehbar sein, jedoch sollte schon lange klar sein, dass die Philosophie Rene Descartes, die strikte Trennung zwischen Körper und Geist, Materie und der Welt des Feinstofflichen nicht aufrechtzuerhalten ist.

Ich vestehe zwar, dass alles, was nicht messbar ist, den linken Gehirnhälften der Forscher Angst macht, der Wissenschaft täte dennoch ein wenig mehr Bescheidenheit gut und insbesondere sollte sie sich (ebenso wie der Papst) vom Anspruch auf die absolute Wahrheit lösen. Dieser Artikel auf Spiegel Online ist ein fast ironisches Beispiel, warum …

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/psychologie-ergebnisse-hunderter-studien-nicht-wiederholbar-a-1050202.html

Ein Stückchen Wahrheit

Manchmal läuft man Aussagen über den Weg, bei denen man einfach spürt, dass sie ein Stückchen absolute Wahrheit enthalten. Das gilt auch für dieses kleine Zitat hier:

You never change things by fighting the existing reality. To change something, build a new model that makes the existing model obsolete.

Buckminster Fuller

Auf deutsch heißt das soviel wie:

Man kann Dinge niemals verändern, indem man die bereits existierende Realität bekämpft. Wenn Du etwas verändern willst, erschaffe ein neues Modell, das das vorhandene obsolet macht und ersetzt.

Buckminster Fuller

Illusionen

Fundstück der Woche … in einem Vortrag von 1987(!) erklärt Paul Watzlawick, warum es so etwas wie eine absolute Wahrheit nicht geben kann und warum es viel besser ist, im Kleinen Gutes zu tun, als zu versuchen, die Welt als Ganzes zu retten. Wichtig: bis zum Ende durchhalten!

Sokrates zum Thema Klatsch & Tratsch

Sokrates (Photo by Eric Gaba, July 2005)Ein Freund kam aufgeregt zu Sokrates und sagte:”Sokrates, hast du schon gehört? Ich muss dir dringend erzählen von…!”

“Halt, mein Freund”, sagte Sokrates beruhigend, “Hast du dir schon die drei Fragen vorgelegt, bevor du sprichst?”

Freund: “Welche drei Fragen, Sokrates?”

Sokrates: “Die erste Frage: Ist es wahr, was du mir berichten willst?”

Freund: “Nun, ich habe es zwar nicht selbst gesehen. Aber die Leute erzählen es sich!”

Sokrates: “Die zweite Frage: Ist es etwas Gutes?”

Freund: “Nein, das nicht. Im Gegenteil, aber das ist’s gerade ..!”

Sokrates: “Also die dritte Frage: Ist es notwendig, mein Freund, dass du es mir berichtest?”

Freund: “Notwendig wohl nicht, Sokrates, aber es dürfte doch so unterhaltsam zu hören sein.”

Sokrates: “Dann, mein Freund, lass uns schnell den Göttern Dank sagen, dass wir der Gefahr entronnen sind, unbekannte Fehler eines Nächsten ohne Not zu offenbaren oder zu vergrößern, meinst du nicht auch?”