Post-Zentrale zieht um: nach Schilda

Manchmal beginnen Gespräche gleich mit einem Tiefschlag. Da weiß man wenigstens gleich, was Sache ist. Manchmal beginnen Gespräche jedoch auch harmlos und schmieren dann, zuerst allmählich und dann immer schneller, ab … und immer wenn man denkt, jetzt ist man bereits unten angekommen, bekommt man doch noch einen oben drauf. Im nachfolgend skizzierten, im Gegensatz zur Stadt Schilda vollkommen realen Gespräch mit der Mitarbeiterin in unserer Postagentur, ging es zwar “nur” um Briefmarken – an der geistigen Gesundheit der Verantwortlichen im Post Konzern darf jedoch dennoch ersthaft gezweifelt werden.

Ich: Ich habe gehört, das Porto für Maxibriefe wird 2016 auf 2,60 EUR erhöht. Ich hätte gerne schon einmal einige Briefmarken – im Internet steht, sie seien ab sofort verfügbar.

Post: Das ist richtig, das Porto wird ab 1. Januar erhöht. Briefmarken dazu gibt es aber erst im Februar.

Ich: ???

Post: Bis dahin müssen alle Kunden 20 ct Marken dazukleben.

Ich: Muss man nicht verstehen, oder? Dann hätte ich gerne selbstklebende Briefmarken zu 2,60 EUR und zu 20 ct.

Post: Selbstklebende Briefmarken zu 20 ct gibt es leider nicht.

Ich: Aha, das ist aber blöd. Nun gut, dann hätte ich gerne einen Bogen nassklebende 20 ct Briefmarken

Post: 20 ct Briefmarken gibt es leider nur von der Rolle.

Ich (genervt): Dann halt von der Rolle. Und geben Sie mir gleich noch von den neuen 70 ct Briefmarken, selbstklebend bitte.

Post: Ein Briefchen?

Ich: Nein, bitte eine Rolle zu 100 Stück.

Post: Die Rollen gibt es zwar, die dürfen wir aber erst ab 2. Januar verkaufen …

An schlechteren Tage als heute hätte ich mich spätestens an dieser Stelle mit Schaum vor dem Mund in der Theke verbissen. So konnte ich, erschöpft lächelnd das Gespräch noch mit Anstand zuende bringen und nach Hause laufen – darüber sinnierend, ob die Post das alles tut, um Kunden zu vergraulen.

Zur Ehrenrettung der Agenturmitarbeiterin muss gesagt werden, dass sie a) nichts dafür kann und b) von dem Mist noch viel schlimmer betroffen ist als wir.

Und weil ich ein fast zwanghafter Optimist bin und versuche, in jedem noch so großen Scheiß das Positive zu sehen: Wenn denn dann die neuen 2,60 EUR Briefmarken da sind, dann sind wir zumindest das gruselige Motiv der aktuellen 2,40er los – russisch orthodoxe Ikonen. Brrrrr.

Erlernte Opfermentalität

Das Thema “sexuelle Übergriffe” ist in den Medien ein Dauerbrenner – mal kocht es so richtig hoch, mal brodelt es unterschwellig vor sich hin. Auf bento, einem zum Spiegel gehörenden Portal, habe ich einen Artikel gelesen, der mich zum Nachdenken gebracht hat, wenn auch nicht in die Richtung, die die Autorin wohl gerne gehabt hätte.

Um es vorweg klarzustellen: Ich bin natürlich der Meinung, dass jeder Mensch – Männer und Frauen (und, um politisch korrekt zu sein: alle, die sich nicht ganz sicher sind, was sie nun sind 😉 ) das Recht hat, über seinen Körper selbst zu bestimmen. Wer einem anderen sexuelle Handlungen aufnötigt oder sogar mit Gewalt aufzwingt muss dafür bestraft werden.

In der gesamten Diskussion stört mich jedoch seit geraumer Zeit etwas massiv: Die Prämisse ist immer, dass Frauen wehrlos und den bösen Männern hilflos ausgeliefert sind. Nebenbei: sexuelle Belästigung von Männern durch Frauen wird komplett ausgeklammert, obwohl auch das vorkommt.

Es ist sicher richtig, dass Männer in der Regel körperlich stärker sind als Frauen – aber die Fälle, in denen das eine entscheidende Rolle spielt (Vergewaltigungen und andere Formen sexueller Gewalt) sind gottseidank der zahlenmäßig kleinste Teil. Beim überwiegenden Teil der Situationen geht es um Dinge, die irgendwo zwischen “missglücktem Flirtversuch” und “dummem Machogehabe” angesiedelt sind.

Wollen wir unseren Töchtern wirklich beibringen, dass sie allein schon aufgrund ihres Geschlechtes potenzielle Opfer und Männer generell böse sind? Sollen sie mit der Überzeugung aufwachsen, dass alles, was ihnen von Männern gesagt wird und was nicht viktorianisch prüde ist, ihre Persönlichkeitsrechte verletzt? Sollen Sie beim kleinsten derartigen Vorfall zum nächsten Frauenbeauftragten oder Polizisten rennen und das Schwein verpfeifen, weil sie sowieso keine Chance haben, sich zu wehren?

Oder wäre es nicht viel sinnvoller, ihnen Selbstwert und einen geraden Rücken beizubringen, damit sie dem Idioten, der mit seinen Anzüglichkeiten etwas zu weit gegangen ist, verbal eines vor den Latz knallen und ihn dann stehen lassen. Kenntnisse in Selbstverteidigung bzw. Kampfsportarten sind dabei übrigens sehr von Nutzen, jedoch nicht unbedingt, um sie leichtfertig anzuwenden. Allein schon die Tatsache, dass man weiß, dass man sich notfalls auch mal körperlich zur Wehr setzen kann, gibt dem Selbstvertrauen einen gehörigen Schub.

Wenn man die Medien gedankenlos konsumiert, kann man schnell zu der Überzeugung gelangen, dass der Einzelne, der “kleine Mann” (und Frau 😉 ) Spielball und Opfer von “denen da oben” ist. Uns wird suggeriert, dass wir ohnehin keine Chance haben, etwas zu ändern. Das mag im großen Rahmen ansatzweise richtig sein, für unser eigenes Leben ist es jedoch Quatsch. Wir haben sogar ziemlich viele Möglichkeiten, unser Leben selbst zu bestimmen. Und es ist die Aufgabe von Eltern, dafür zu sorgen, dass ihre Kinder genau das lernen: Verantwortung übernehmen für das eigene Leben, damit sie nicht als Opferlamm in ständiger Angst der Herde folgen. Das Thema “sexuelle Übergriffe” ist nur ein kleiner Teil davon.

Ich wünsche mir für meine Töchter, dass sie, wenn sie mal dumm angequatscht werden, sich nicht als Opfer fühlen, sondern so stabil sind, dass sie dem Typ (oder der Typin?) einfach sagen können “Hau ab und lass’ mich in Ruhe”, dass sie sich notfalls gemeinsam mit ihren Freundinnen zur Wehr setzen, wenn jemand zudringlich wird und dass sie auch wissen, wo sie hintreten müssen, damit es richtig weh tut, wenn es gar nicht anders geht. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass es in der Regel erst gar nicht soweit kommt, wenn man Sicherheit und Selbstvertrauen ausstrahlt.  Das Leben ist einfach schöner, wenn man es aufrecht und ohne unnötige Angst leben kann – und es ist mein Job, ihnen das so gut ich kann beizubringen.

Die Welt schreit

Der nachfolgende Text stammt von D.K. Brainard und wurde auf Facebook veröffentlicht. Ich habe ihn übersetzt, weil ich ihn mehr als passend für die aktuelle Energie finde.

Es geht da draußen gerade richtig rund. Die Welt schreit. Ich meine die Menschen als Kollektiv. Wir werden zu Veränderungen aufgefordert, und das in einem Tempo das weit außerhalb unserer Komfortzone liegt.

Diejenigen unter uns, die besonders feinfühlig sind, spüren die kollektive Angst (Grauen? Panik?) im eigenen Körper. Vielleicht haben sie beobachtet, dass Sie zwischen Angst, Furcht, Ermüdung und Verzweiflung auf der einen Seite und einem ekstatischen Optimismus, Hingabe für das eigen höchste Potenzial und dem Gefühl, endlich „da“ zu sein auf der anderen Seite schwanken.

Und dann fühlen wir uns geschockt und am Boden zerstört, wenn wir wieder tief in den alten Mustern versinken.

Riesige Wellen.

So beklemmend und übergriffig es sich auch anfühlt, diesen kollektiven Aufruhr in uns zu spüren – erinnern Sie sich daran, dass jede Krise immer auch eine Chance ist.

Wie könnte man die Wintersonnenwende und das Ende dieses so unglaublich transformativen Jahres passender feiern, als wieder einmal auf der größten psycho-energetischen Welle auf dieser Seite der Milchstraße zu surfen?

Jedes Mal, wenn Sie von einer Monsterwelle überrannt werden und sich fragen, ob sie es jemals wieder lebendig an die Oberfläche schaffen, gewinnen Sie mehr Klarheit über die alten emotionalen Wunden, von denen Sie sich nicht länger kontrollieren lassen können.

Und jedes Mal wenn Sie feststellen, dass Sie vor der Welle reiten und sich so ekstatisch lebendig fühlen, weil Sie ihre alten Grenzen überwunden haben, dann bekräftigen Sie die energetische Realität, die Ihre Seele vom Tag Ihrer Geburt an für Sie vorgesehen hatte.

Nehmen Sie Ihre Freude in Anspruch! Machen Sie etwas, was Ihnen Spaß macht! Fangen Sie einfach damit an. Nehmen Sie sich fünf oder zehn Minuten Zeit dafür – danach können Sie wieder damit aufhören. Wenn Sie nicht bemerken, dass die Angst sich zurückgezogen hat, die Schwere in Ihrer Seele angefangen hat sich zu erleichtern, dass ein Strom der Energie mitten durch den Ort fließt, wo die Erschöpfung gewesen war.

– ein Brief an mich selbst

Ist das Ende der Meinungsfreiheit eingeläutet?

Heute auf Spiegel Online: “Der britische Klitschko-Bezwinger und Boxweltmeister Tyson Fury hat sich in einem Interview für ein Verbot von Homosexualität ausgesprochen. Es gab heftige Proteste, jetzt ermittelt die Polizei wegen der homophoben Äußerung.”

Es steht vollkommen außer Frage, dass der Typ offensichtlich nicht mehr alle Latten am Zaun hat und sich mit so einer Äußerung – er stellt unter anderem Homosexualität und Pädophilie auf die gleiche Stufe – nicht wirklich Freunde macht. Aber ist das gleich ein Grund, dass der Staat eingreifen soll oder muss?

Um es direkt vorweg zu sagen: Ich bin nicht dieser Meinung! Im Gegenteil. Eines der höchsten Güter in einer liberalen Gesellschaft ist das Recht auf freie Meinungsäußerung. Ein fälschlicherweise Voltaire zugeschriebenes Zitat, das jedoch tatsächlich von Evelyn Beatrice Hall stammt, bringt es auf den Punkt:

“Ich verachte Ihre Meinung, aber ich gäbe mein Leben dafür, dass Sie sie sagen dürfen.”

Natürlich hat auch das Recht auf freie Meinungsäußerung seine Grenzen, nämlich da, wo es persönlich beleidigend wird. Wenn also jemand öffentlich sagt: “Herr XYZ gehört für mich in Gefängnis, weil er als Homosexueller ebenso kriminell ist, wie ein Pädophiler”, dann ist das sicherlich eine Beleidigung, insbesondere deshalb, weil sich die Aussage gegen eine namentlich benannte Person richtet.

Wenn sich aber jemand von einer zwar idiotischen, aber sehr pauschalen Aussage wie der von Tyson Fury so persönlich angegriffen fühlt, dass er nach Justiz und Gesetzgeber ruft, dann ist er meiner Meinung nach selbst Teil des Problems. Man muss die Meinung anderer, und unterscheide sie sich auch noch so sehr von der eigenen, auch mal aushalten können.

Solche Vorfälle sind symptomatisch für die Richtung, in die sich der Mainstream der Gesellschaft momentan entwickelt. Zusammen mit Themen wie Vorratsdatenspeicherung, Videoüberwachung und der insgesamt zunehmen Datensammelwut von staatlichen Stellen und privatwirtschaftlichen Unternehmen, stimmt mich das Ganze sehr nachdenklich. Es hat den Anschein, als ob wir gerade dabei wären, die Freiheit, die wir uns über die Jahrhunderte mühsam erkämpft und mit viel Leid erkauft haben, nahezu widerstandslos wieder aufzugeben.

Ich bin jedoch der Meinung, dass es keine neue Revolution braucht, sondern ein Umdenken jedes einzelnen: Lasst doch die anderen denken, was sie wollen. Lasst sie im existierenden rechtlichen Rahmen auch sagen, was sie wollen. Hört auf, wegen jeder Kleinigkeit nach der Polizei zu rufen! Seid selbst so stabil, dass Ihr es aushalten könnt, wenn Ihr zufällig Teil einer Gruppe seid, die von irgendeinem Idioten pauschal beleidigt wird. Dieser Vollpfosten kennt Euch nicht und meint Euch auch nicht persönlich. Er drückt letztlich nur seine eigenen Probleme aus – und das ist genauso sein Recht, wie es Euer Recht ist, das zu sagen und zu leben, was Ihr wollt!