Alltägliche Schizophrenie

Als Apple damals den Fingerabdrucksensor für die Touch ID eingeführt hat, gab es einen großen Aufschrei. “Wir geben unsere Fingerabdrücke doch nicht an Apple!” war allerorten zu vernehmen. Das war damals schon offensichtlich ein künstliches Sich-aufregen-wollen, denn wer in den letzten Jahren einmal ins Ausland geflogen ist, der hat mit ziemlicher Sicherheit bei der Einreise seine Fingerabdrücke abgeben müssen. Wenn man gar in die USA geflogen ist, musste man obendrein auch noch einen “Mugshot” machen lassen, sozusagen ein präventives Fahndungsbild. Wer sich also um die Privatsphäre seiner Fingerabdrücke Sorgen macht, dem sei gesagt: Mit außerordentlich großer Wahrscheinlichkeit hat die NSA die ohnehin bereits in ihrer Datenbank – kein Grund sich viele Gedanken um Apple zu machen.

Die alltägliche Schizophrenie zeigt sich jedoch in diesen Tagen besonders deutlich. Apple tut offensichtlich alles, um die im iPhone gespeicherten Fingerabdruckdaten zu sichern. Wenn von Dritten der Fingerabdrucksensor manipuliert (also beispielsweise ausgetauscht) wird, dann verweigert das Telefon fürderhin die Arbeit – theoretisch wäre es ja möglich, dass es jemand auf die sensiblen Daten abgesehen hat oder den gespeicherten Fingerabdruck missbrauchen will.

Zugegeben, das iPhone komplett lahmzulegen, schießt etwas über das Ziel hinaus. Das hat auch Apple eingesehen und einen Patch bereitgestellt, mit dem sich deaktivierte Telefone wieder gangbar machen lassen. Der Touch-ID-Sensor bleibt jedoch – mit Fug und Recht, wie ich finde – deaktiviert. Der Tenor in der Presse sieht diese Einschränkung als Wermutstropfen – frei nach dem Motto: Wasch mich, aber mach mich nicht nass …

Mir bleibt wieder einmal nur, den Kopf darüber zu schütteln.

Wir helfen der NSA

Gerade habe ich ein besonderes Sahnestückchen im Netz gefunden: Die neue smarte Überwachungskamera von Netatmo für den Home-User. Ich zitiere:

“Mit Welcome möchte Netatmo den Durchbruch im Smart Home-Kameramarkt schaffen. Welcome bezieht sich auf Leute mit ihrem Namen und benachrichtigt den Anwender, wenn ein unbekanntes Gesicht auftaucht. Die Kamera lernt die Identifikation jedes Familienmitglieds. Mit anderen Worten: Die Kamera muss zunächst angelernt werden, so dass die die verschiedenen “Berechtigten” erkennt. Somit erhalten Anwender die Möglichkeit, sofort zu wissen, wer sich im Haus oder in der Wohnung befindet.”

Wie cool … dann braucht die NSA noch nicht einmal mehr eigenes Equipment vor Ort zu bringen.

Gibt es eigentlich ein Emoticon das ausdrückt, dass einem das Lachen gerade im Halse steckenbleibt?