Der letzte Tag … ganz ohne Wale

Heute schaffe ich es, etwas früher wach zu sein. Das Mittagessen von gestern war so reichlich gewesen, dass ich abends nur einige Nüsse gegessen und heute auch noch keinen richtigen Hunger habe. Mir steht der Sinn nach einem Smoothie, deshalb wandere ich die Oxford Street entlang, bis meine Augen einen Laden mit der Aufschrift „Boost Juice“ finden, der genau das im Angebot hat, was ich haben will. Einmal „Power Plant Protein“ zum Mitnehmen bitte. Macht dann $9.30, etwa 5,75 EUR. Geht sogar.

Heute morgen habe ich mir vorgenommen, noch einmal im Kathmandu Shop im Geschäftsviertel von Sydney vorbeizuschauen. Die, die ich letzte Woche gekauft hatte ist so super bequem, dass ich sie mir nochmal in einer anderen Farbe holen will. Insbesondere, da es gerade 40% Rabatt für „Members“ gibt. Praktischerweise ist es ganz leicht, Mitglied zu werden – man muss nur seine Daten da lassen. Die E-Mail Flut hinterher werde ich dann hoffentlich wieder abbestellen können und Briefe nach Deutschland werden sie mir wohl nicht schicken. Was macht man nicht alles, aber 40 Prozent sind halt ein Wort. Rechne ich den Wechselkurs ein, kostet mich so eine Hose nur 59 EUR – so günstig bekomme ich das in Deutschland garantiert nicht.

Mein nächster Weg führt mich – wieder zu Fuß – noch einmal in den Souvenirshop am Circular Quay, weil ich ein Mitbringsel vergessen habe. Da kann ich dann auch gleich im Foodcourt wieder preiswert zu Mittag essen, bevor ich mich auf den Weg zum Darling Harbour für meine Whale Watching Tour mache. Diesmal ist mir nach Arabisch … echt lecker.

Als ich gerade am Mampfen bin, erreicht mich eine E-Mail des Veranstalters. Der Wellengang ist zu hoch, die Tour wurde abgesagt. So ein Mist! Ich hatte mich echt auf die Wale gefreut. Da ich keinen anderen Termin wählen kann, weil ich morgen schon wieder nach Hause fliege, lasse ich mir den Betrag erstatten, was mit einem Anruf erledigt ist. Nun brauche ich ein Alternativprogramm. In meiner TripAdvisor App finde ich den Vorschlag für einen Spaziergang vom Cremorne Point, einer Landzunge, zur Mosman Bay. Klingt gut.

Ich nehme die Fähre und unterhalte mich dabei mit einer Einheimischen, die mit ihrer Familie früher schon x-mal in Europa war und Deutschland liebt. Als sie mich fragt, was ich so tue und ich ihr von den Essenzen erzähle, schaut sie, als ob sie in eine Zitrone gebissen hätte und wechselt das Thema. Später erzählt sie mir noch, dass ihre Tochter Apothekerin ist – wohl eine Hardcore Anhängerin der Schulmedizin ??‍♂️

Cremorne Point ist wirklich schön. Der beschriebene Spaziergang ist zwar etwas kürzer als ich mir das vorgestellt habe, aber ich sehe eine Menge hübscher Blüten und tolle Ausblicke auf die Bucht. Ich bin etwas hin- und hergerissen, ob ich einfach weiterlaufen soll, oder zurückfahre, im Hotel einen Zwischenstopp einlege und zum berühmten Bondi Beach fahre. Mit dem Hintergedanken, dort in einem Café am Strand zu bloggen entscheide ich mich für Letzteres. Wale gab es zwar keine, aber der Spaziergang war trotzdem schön.

Mit dem Bus geht es dann nach Bondi. Der Strand ist Wegen seiner Wellen eines der berühmtesten Surfreviere der Welt. Doch bevor ich dort ankomme, zeigen mir die Verkehrbetriebe von Sydney noch alles, was sie zu bieten haben. Unser Busfahrer zitiert Fahrgäste, die hinten (statt wie vorgeschrieben vorne) einsteigen zu sich und faltet sie nach allen Regeln der Kunst vor versammelter Mannschaft zusammen. Muss wohl das sein, was man ein „Original“ nennt. Als nächstes kommen die Kontrolleure, die alle Fahrkarten überprüfen – natürlich mit einem Smartphone, denn die Opal Card bzw. Kreditkarten sind ja das übliche Zahlungsmittel und so etwas wie Fahrscheine gibt es hier nur noch für technologisch Zurückgebliebene, von denen ich mit eigenen Augen in meiner Zeit in Sydney keinen einzigen erblicken konnte.

Als ich schließlich am Bondi Beach ankomme, bläst mir der Wind schon entgegen und der Wellengang ist fulminant. Nur Surfer sehe ich keine. Vielleicht ist es zu früh in der Saison? Oder zu früh am Tag? Keine Ahnung. Ich genieße auf jeden Fall erst einmal den feinen Salzwassernebel, der mir an der Uferpromenade fortwährend ins Gesicht bläst. Dann setze ich mich auf eine Bank und blogge … ich habe ein bisschen was aufzuholen. Als ich irgendwann den Laptop zuklappe, sehe ich einzelne Surfer, die sich in die wilde Brandung wagen. Bei den Temperaturen und dem Wind braucht es da schon Überwindung und gute Neoprenanzüge. Respekt. Aber sie scheinen Spaß zu haben.

Auf dem Rückweg will ich eigentlich wieder einen Smoothie, stelle aber fest, dass mein Smoothie-Tempel schon zu hat. Scheint aber eine Kette zu sein, denn es gibt noch eine Reihe von weiteren Filialen in Sydney. Dank des hervorragenden ÖPNV hier, komme ich problemlos dorthin – nur um dann noch in einer Grill’d Filiale einen Burger zu essen. Smoothie gibt es dann morgen früh wieder.

Nachdem ich dann auf dem Weg zurück ins Hotel noch in den falschen Bus einsteige, in einem Vorort umkehre und eine Weile zu Fuß gehen muss, komme ich dann doch noch an, aber nicht bevor ich mir in einem Laden ein Bier gekauft habe. In Australien brauchen Geschäfte eine gesonderte Lizenz, um Alkohol verkaufen zu dürfen, so wie in den USA. Dementsprechend wird mein Bier auch stilecht in eine Papiertüte verpackt, ganz so, wie man es aus amerikanischen Filmen kennt. Aber wenigstens wurde ich nicht auch noch nach meinem Ausweis gefragt ?

Auf dem Rückweg komme ich in Straßen vorbei, die mit ihren Reihenhäusern sehr an Großbritannien erinnern. Wieder einmal fällt auf, dass Australien immer noch sehr “british” ist . Heute Abend ist dann noch Packen angesagt. Mein Flug geht um Viertel nach drei und ich werde gegen Mittag in Richtung Flughafen aufbrechen. Mal sehen, was mir der Vormittag noch so bringt. Auf jeden Fall mal mindestens einen Smoothie …

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